Korea:Trump sabotiert Annäherung

Der US-Präsident ist wenig hilfreich bei Gesprächen von Nord- und Südkorea.

Von Christoph Neidhart

Kürzlich fragte eine Tageszeitung in Seoul: "Betrachtet Trump Südkorea wirklich noch als Verbündeten?" Statt den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in in seinem Bemühen um eine friedliche Lösung des Atomkonflikts mit Nordkorea zu unterstützen, zettelt Trump ausgerechnet jetzt einen Handelskrieg mit Seoul an. Zudem will er das Freihandelsabkommen mit Südkorea so umverhandeln, dass es keines mehr ist.

Nordkorea zeigt sich deutlicher gesprächsbereit als je zuvor. Diktator Kim Jong-un hat sich explizit hinter die Annäherung an Südkorea gestellt. Das wagte sein Vater während der sogenannten Sonnenscheinpolitik nie, dem vorigen innerkoreanischen Tauwetter. Würde die Initiative scheitern, bedeutete das für Kim einen Gesichts- und Autoritätsverlust. Das darf im Totalitarismus eigentlich nicht sein. Am Montag empfängt Kims Regime Südkoreas Spionage-Chef in Pjöngjang. Das war vor einem Monat undenkbar.

Donald Trump jedoch scheint Korea wenig ernst zu nehmen. Er hat noch immer keinen US-Botschafter für Südkorea ernannt. Sein bisheriger Mann für Nordkorea hat zudem frustriert hingeschmissen. Während Südkoreas Präsident Moon - auch gegen Widerstand im eigenen Land - das schier Unmögliche versucht, dies aber keineswegs naiv angeht, lässt Trump ihn hängen. Indem er sich ständig widerspricht und keine Linie erkennen lässt, sabotiert er Moons Versuch, Nordkorea und die USA an den Verhandlungstisch zu bringen.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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