Konflikte:Tote und Verletzte bei Kämpfen in Ukraine - Kiew ernennt Beauftragte

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Donezk (dpa) - Bei blutigen Gefechten zwischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten sind in der Ostukraine erneut zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.

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Donezk (dpa) - Bei blutigen Gefechten zwischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten sind in der Ostukraine erneut zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.

Im Raum Kramatorsk seien sechs Aufständische erschossen worden, teilte Armeesprecher Wladislaw Selesnjow am Dienstag mit. Zudem kamen zwei russische Journalisten im Osten des Landes ums Leben.

In einer Klinik in Lugansk starb ein russischer Journalist an seinen Verletzungen, wie Chefarzt Fjodor Soljanik sagte. Der 37-Jährige hatte sich an einer Straßensperre von Aufständischen aufgehalten, als eine Granate einschlug. Bei der Explosion wurde ein zweiter Journalist des russischen Staatsfernsehens getötet. Das Außenministerium in Moskau forderte eine lückenlose Aufklärung. Der ukrainische Außenminister Andrej Deschtschiza bedauerte den Tod der Reporter, der wohl von den Sicherheitskräften verursacht worden war.

Kremlchef Wladimir Putin forderte bei einem Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko eine Aufklärung des Vorfalls. Das bilaterale Verhältnis wird auch von einem Gasstreit belastet.

Am Rande der Kämpfe kam es zu einer Explosion an einer Leitung für den Export von russischem Gas Richtung Westen. Augenzeugen in der Region Poltawa sprachen von einer rund 200 Meter hohen Flamme, die aus dem Rohr geschossen sei. Dem Leitungsbetreiber Ukrtransgaz zufolge hat der Zwischenfall aber keine Auswirkungen auf den Gasfluss in die EU, da es eine Ersatz-Pipeline gebe. Naftogaz kündigte an, alle Teile des Transportsystems verstärkt zu kontrollieren. „Die Lage ist bedenklich“, sagte Chef Andrej Kobolew.

Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow sagte in Kiew, es gebe Hinweise auf einen terroristischen Akt. Er warf Russland vor, mit Manipulation an der Urengoi-Pomary-Uschgorod-Pipeline „die Ukraine diskreditieren“ zu wollen. Beweise nannte er zunächst nicht.

Das ukrainische Militär erlitt bei Gefechten ebenfalls Verluste. Im Gebiet Donezk seien mehr als 30 Angehörige der Regierungstruppen verletzt worden, sagte Armeesprecher Selesnjow. Die militanten Gruppen berichteten zudem vom Abschuss eines Kampfflugzeugs des Typs Suchoi Su-25. Der Pilot habe sich per Schleudersitz gerettet. Separatistensprecher Alexej Toporow sagte, die „Volkswehr“ habe vor Lugansk mehrere Dutzend Panzerfahrzeuge mit Salven gestoppt.

Präsident Poroschenko setzte als Schritt in seinem Friedensplan eine Sonderbeauftragte für die Krisenregionen Donezk und Lugansk ein. Irina Geraschtschenko solle den Dialog mit den Aufständischen vor allem in der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“ suchen, die wie die „Volksrepublik Lugansk“ nach Unabhängigkeit strebt. Geraschtschenko ist Parteigenossin des Ex-Boxers und Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko.

Bei einem Telefonat mit Kanzlerin Angela Merkel stellte Poroschenko seinen Friedensplan für die krisengeschüttelte Ostukraine vor. Dazu gehöre eine zehn Kilometer breite Pufferzone entlang der Grenze zu Russland, um Nachschub für militante Gruppen zu verhindern, hieß es.

Die Separatisten erklärten sich grundsätzlich zu Gesprächen bereit, verlangten aber, dass Vermittler Russlands oder internationaler Organisationen hinzugezogen würden. Direkte Gespräche mit Kiew seien nicht mehr möglich, „weil die Regierung jeden Tag ihre Bürger in Slawjansk und anderen Städten tötet“, sagte der von Kiew nicht anerkannte Donezker „Vize-Regierungschef“ Andrej Purgin.

Die Europäische Union überwies unterdessen 500 Millionen Euro an die Ukraine. Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel handelt es sich um eine Budgethilfe, über deren Verwendung die Regierung in Kiew frei entscheiden kann. Das Geld, das sich die EU auf dem Kapitalmarkt geliehen hat, gehört zum insgesamt 1,61 Milliarden Euro schweren EU-Hilfspaket. Schon vor knapp einem Monat war eine erste Tranche von 100 Millionen Euro überwiesen worden; eine Milliarde soll folgen.

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