Konflikte:Nordkorea meldet erfolgreichen Test einer Wasserstoffbombe

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Erste seismische Hinweise auf den unterirdischen Atomversuch gab ein Erdbeben der Stärke 6,3 in der Provinz Nord-Hamgyong. (Foto: Lee Jin-Man)

Pjöngjang (dpa) - Gegen alle Sanktionen hat Nordkorea mit seinem bisher größten Atomwaffentest erneut die Welt provoziert. Nach eigenen Angaben wurde eine Wasserstoffbombe getestet, die ein Vielfaches stärker ist als herkömmliche atomare Sprengsätze.

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Pjöngjang (dpa) - Gegen alle Sanktionen hat Nordkorea mit seinem bisher größten Atomwaffentest erneut die Welt provoziert. Nach eigenen Angaben wurde eine Wasserstoffbombe getestet, die ein Vielfaches stärker ist als herkömmliche atomare Sprengsätze.

Der Test sei erfolgreich verlaufen, verkündete eine Sprecherin am Sonntag feierlich im Staatsfernsehen. Mit der Bombe könne auch eine neue Interkontinentalrakete (ICBM) bestückt werden. Das nordkoreanische Atomwaffeninstitut sprach von einem „perfekten Erfolg“.

Der sechste Atomversuch Nordkoreas seit 2006 löste weltweit scharfe Kritik aus. Es wurde eine schnelle Reaktion des Weltsicherheitsrates gefordert, da Nordkorea damit gegen UN-Resolutionen verstößt. Machthaber Kim Jong Un fordert zugleich US-Präsident Donald Trump heraus, der „militärische Optionen“ nicht ausgeschlossen hat, um Nordkorea daran zu hindern, sein Atom- und Raketenprogramm weiter zu entwickeln. Auch hatte der US-Präsident mit „Feuer und Wut“ gedroht, was Sorgen vor einem verheerenden bewaffneten Konflikt anfachte.

Der Atomtest ist ein Affront gegen die direkten Nachbarn China und Russland. Er erfolgte unmittelbar vor dem Gipfel der Brics-Staaten in der chinesischen Hafenstadt Xiamen, wo die Staats- und Regierungschefs aus China, Russland, Indien, Brasilien und Südafrika am Montag zusammenkommen. Sofort nach seiner Ankunft in Xiamen traf Russlands Präsident Wladimir Putin am Sonntag mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zusammen.

Der Atomtest war der bisher stärkste Nordkoreas. Erste Hinweise gab ein Erdbeben der Stärke 6,3 in der Provinz Nord-Hamgyong im Nordosten, wo auch schon frühere Nuklearversuche unternommen worden waren. Das Beben war in Südkorea und in Nordostchina spürbar. Chinas Erdbebenamt meldete ein zweites Erdbeben der Stärke 4,6. Es seien wohl Hohlräume zusammengebrochen.

Die Sprengkraft war „um ein Vielfaches stärker“ als bei den letzten Tests, die bei 15 bis 25 Kilotonnen lagen. Nach eigenen Messungen geht die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) von „wenigen hundert Kilotonnen“ aus. Die Atombombe, die im Zweiten Weltkrieg von den USA über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen wurde, hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen TNT. Eine vorläufige südkoreanische Schätzung ging zunächst von etwa 50 Kilotonnen aus.

Südkorea und Japan verurteilten den Test. Ministerpräsident Shinzo Abe nannte ihn absolut inakzeptabel. Südkoreas Regierung sprach von einer „rücksichtslosen Provokation“ und forderte härtere Sanktionen, um Nordkorea komplett zu isolieren. Mit dem Verbündeten USA will Seoul auch über die Verlegung „der stärksten taktischen Waffen“ nach Südkorea diskutieren. Ob damit die erneute Stationierung von taktischen Atomwaffen gemeint war, blieb unklar.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron verurteilten den neuen Atomtest Nordkoreas „aufs Schärfste“. Beide seien sich bei einem Telefonat darin einig gewesen, „dass Nordkorea das internationale Recht mit Füßen tritt und dass daher die Staatengemeinschaft auf diese erneute Eskalation geschlossen und entschieden reagieren muss“, teilte das Bundespresseamt in Berlin mit.

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