Kommentar:Politur im Weißen Haus

George W. Bush ist ein Boss, wie ihn sich viele wünschen. Loyale Mitarbeiterbelohnt er mit steter Fürsorge. Von des Präsidenten Treue profitiert dieser Tage nicht nur Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der sich angesichts des Desasters im Irak zuletzt sogar scharfer Kritik von ehemaligen Generälen ausgesetzt sah.

Christian Wernicke

Auch bei den übrigen Personalentscheidungen, mit denen Präsident Bush seine ermattete Regierungsmannschaft reanimieren will, baut er auf vertraute Gesichter: Der neue Stabschef ist der alte Budgetdirektor, dessen Nachfolger wird der bisherige Handelsbeauftragte, den wiederum seine bisherige Stellvertreterin beerbt. Das ist Innovation per Rotation.

Ausgerechnet bei der Wahl seines Sprechers macht Bush nun eine Ausnahme von der Regel. Scott McClellan, seit drei Jahren das öffentliche Gesicht seiner Regierung, muss die Mannschaft nun ganz verlassen. Der Präsident will den brummigen Ton, das bullige Antlitz seiner Politik verändern, nicht aber deren Inhalt.

Rove bekommt andere Aufgaben

Dazu passt auch, dass Bush das angebliche Gehirn des Weißen Hauses, seinen engsten Weggefährten Karl Rove, von langfristigen Aufgaben entbindet. Der begnadete Parteistratege soll stattdessen seine ganze Energie darauf verwenden, die zuletzt arg zerstrittenen Republikaner auf Linie zu bringen.

Bush muss fürchten, bei den Kongresswahlen im November eine bittere Niederlage zu erleiden. Um das noch abzuwenden, setzt der US-Präsident nicht auf eine wirkliche Korrektur seiner zunehmend unpopulären Politik. Er poliert nur nach - und hofft, während der letzten zweieinhalb Jahre seiner Amtszeit mit wenigstens halbmatten Glanz über die Runden zu kommen.

© SZ vom 20.4.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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