Kommentar:Die Lebenslüge der Konservativen

Familienministerin Ursula von der Leyen wird gute Nerven brauchen, um die Diskussion über die Verbesserung der Kinderbetreuung in der Union durchzustehen. Denn in kaum einer politischen Debatte wird so verlogen argumentiert wie hier.

Peter Fahrenholz

Die Traditionalisten - nein, man muss sagen: Fundamentalisten - in der Union führen eine Abwehrschlacht gegen eine zeitgemäße Familienpolitik. Da wird so getan, als ob jede Familie gezwungen wäre, ihr Kind in staatliche Obhut zu geben, wenn mehr Krippenplätze geschaffen werden.

Und es wird die Wahlfreiheit beschworen, die der Union angeblich am Herzen liegt. Wahlfreiheit haben Eltern aber erst, wenn es die Krippenplätze tatsächlich gibt, die bis heute in Deutschland fehlen.

Um was es dem konservativen Flügel der Union tatsächlich geht, hat der Augsburger Bischof Walter Mixa soeben vor Augen geführt. Mixa sieht allen Ernstes durch die Pläne von der Leyens die Frauen zu "Gebärmaschinen" degradiert, die ihre Kinder danach beim Staat abliefern müssen.

Verdrehung der Wahrheit

Die Wortwahl ist ungeheuerlich, und der Vorwurf ist eine geradezu groteske Verdrehung der Wahrheit. Denn es sind Leute wie Mixa, die in Frauen Gebärmaschinen sehen, die am besten ewig an Heim und Herd gefesselt blieben. Den Konservativen passt die ganze Richtung nicht, sie würden, wenn sie könnten, das Rad der Zeit am liebsten zurückdrehen.

Die Union darf sich nicht wundern, dass ihr vor allem in den Großstädten junge Wähler den Rücken kehren. Für viele junge, gut ausgebildete Frauen, die Kinder und Beruf vereinbaren wollen, ist die Union wegen ihres verstaubten Familienbildes nicht wählbar. Und einer Kirche, die Oberhirten wie Mixa hat, laufen die Gläubigen zu Recht in Scharen davon.

© SZ vom 23.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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