Kommentar:Das Recht siegt über die Willkür

Die Geschworenen im Fall Vereinigte Staaten von Amerika gegen Zacarias Moussaoui haben ihrem Land einen Dienst erwiesen - und ihre Regierung blamiert.

Reymer Klüver

Sie haben der Nation und der Welt gezeigt, wie lebendig der amerikanische Rechtsstaat ist und dass er sehr wohl in der Lage ist, auf die Herausforderung durch den islamistischen Terror angemessen zu reagieren.

Die zwölf Geschworenen standen unter unsäglichem Druck. Ein Verbrechen, das die Nation traumatisiert hat und für das bisher keiner der Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurde. Beklemmende Prozessaussagen von Hinterbliebenen, welche die Ungeheuerlichkeit des Verbrechens auch Jahre nach der Tat vor Augen führten.

Und ein Täter, der sich am Leid der Opfer noch im Gerichtssaal weidete. Selbst die Verteidiger erwarteten nichts anderes als die Höchststrafe. Dennoch hat die Jury der Versuchung widerstanden, kurzen Prozess zu machen. Sie entschied, dass Moussaoui an der Vorbereitung des beispiellosen Massenmords beteiligt, sein konkreter Beitrag zur Tat allerdings begrenzt war. Es war ein faires Verfahren.

Wie in Guantanomo

Das ist, so unglaublich diese Aussage auch erscheinen mag, keine Selbstverständlichkeit. Die Bush-Regierung hält noch immer fast 500 Männer in Guantanamo fest, denen sie letztlich genau das vorwirft, was Moussaoui vorgeworfen wurde: Beteiligung an der Verschwörung al-Qaidas gegen die USA. Sie aber haben kaum Aussicht auf überhaupt ein Verfahren.

Vor diesem Hintergrund birgt die Verurteilung des Zeloten Zacarias Moussaoui eine Botschaft über den Fall hinaus: Sie beweist die Herrschaft des Rechts über regierungsamtliche Willkür, auch in den USA.

© SZ vom 5.5.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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