Koalition:Diesmal gewinnen die Arbeitgeber

Aus dem Rückkehrrecht aus Teilzeit wird nichts, zumindest vor der Wahl nicht mehr.

Von Thomas Öchsner

Es gibt in Koalitionen eine Grundregel: Je näher die nächsten Wahlen rücken, desto weniger geht gemeinsam noch. So wäre es ein kleines Wunder gewesen, wenn die Union der emsigen SPD-Ministerin Andrea Nahles kurz vor der Wahl einen weiteren Erfolg gegönnt hätte. Aus dem Rückkehrrecht aus Teilzeit wird deshalb nichts mehr. Das war zu erwarten. Schade ist es trotzdem.

Eigentlich hatte die Union im Koalitionsvertrag schon zugestimmt: Arbeitnehmer, die vorübergehend kürzertreten möchten, sollten danach so viel wie früher arbeiten dürfen. Das ist im Prinzip eine gute Idee: Frauen, die etwa wegen ihrer Kinder zunächst lieber auf Teilzeit gehen, hätten später wieder bessere Chancen auf einen Vollzeitjob. Und Väter, die um ihre Karriere besorgt sind, würden sich mehr um die Kinder kümmern, wenn sie gewiss sein könnten, danach wieder beruflich durchzustarten.

Nun kann man die Arbeitgeber verstehen, die von Anfang an gegen das Gesetz wetterten. Die Personalplanung wäre schwieriger geworden, vor allem für Kleinbetriebe. Nahles wollte das Rückkehrrecht daher auf Firmen mit mindestens 15 Arbeitnehmern beschränken - ohne Erfolg. Die Arbeitgeber hatten die Kanzlerin als Verbündete, und das reicht allemal für erfolgreiche Lobbyarbeit. Sie sollten sich aber nicht zu früh freuen: Gibt es wieder eine große Koalition, dürfte die SPD einen neuen Anlauf starten.

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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