Kirchen:Weihnachten for Future

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Papst Franziskus segnet am zweiten Weihnachtsfeiertag die Menge. (Foto: AP)

Kirchenvertreter in Deutschland mahnen zu mehr Respekt voreinander und zum Schutz der Umwelt. Der Papst in Rom spricht von Frieden und "verhärteten Herzen".

Mit Appellen zu Frieden, Versöhnung sowie zum Schutz des Klimas haben Christen in Deutschland und in aller Welt an Weihnachten der Geburt Jesu gedacht. Im Vatikan erinnerte Papst Franziskus an die Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung. Christus möge das "oft verhärtete und egoistische Herz" der Menschen erweichen, bat er am ersten Weihnachtsfeiertag, bevor er den traditionellen Segen "Urbi et orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis") erteilte. Am zweiten Feiertag erinnerte er an christliche Märtyrer.

In Deutschland riefen Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche in ihren Weihnachtsbotschaften zu Respekt und Mitgefühl sowie zum Schutz der Umwelt auf. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx verwies beispielhaft auf die Fridays for Future-Demonstrationen, an denen sich vor allem junge Menschen beteiligen. Er sagte, wer die Botschaft von der Menschwerdung Gottes ernst nehme, müsse sich für das Wohl aller Menschen einsetzen und dürfe nicht mehr nur das eigene Ich ins Zentrum stellen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagte, Weihnachten setze "moralische Leitplanken" gegen jede Form von Egoismus. Er appellierte: "Geht mit euren Mitmenschen so um, wie ihr selbst auch behandelt werden wolltet! Tretet ein für die Armen in Deutschland und in der ganzen Welt." Außerdem rief er in München dazu auf, die "Kultur der Anprangerung, Empörung und Abwertung in den sozialen Medien" zu überwinden.

Einen Schwerpunkt der Predigten stellte der Umweltschutz dar. So prangerte der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, eine "maßlose Ausbeutung der Natur" an. Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, konstatierte mangelnden Willen der Politik, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. In seltener Einhelligkeit und Gleichgültigkeit schaue die Weltgemeinschaft dem sich beschleunigenden Klimawandel zu. Auf Klimakonferenzen würden laue Kompromisspapiere verabschiedet, die der Überhitzung des Planeten alles andere als gegensteuern. "Grund zur Seligkeit ist das nicht", sagte Kühnbaum-Schmidt und machte dennoch Hoffnung: "Die Weihnachtsbotschaft hält dagegen: Gott gibt die Welt nicht verloren." Laut dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger zeigt sich der Umgang der Menschen mit der Schöpfung nicht nur im Schicksal der Flüchtlinge weltweit und in den kriegerischen Auseinandersetzungen. "Es zeigt sich im Klimawandel insgesamt." Der Mensch habe vergessen, dass er für die Umwelt und seine Geschöpfe Verantwortung trage.

Kardinal Rainer Maria Woelki warnte vor Problemen der Digitalisierung. "Alexa, Siri und andere Maschinen erzählen uns Witze, unterhalten sich mit uns und kaufen für uns ein", sagte er in seiner Weihnachtspredigt im Kölner Dom. "Humanoide Roboter können bereits streicheln, lachen und weinen, um uns menschliche Nähe zu suggerieren." Dies sei aber letztlich eine Illusion: "Dahinter stehen schlicht rationale Algorithmen, die menschliches Verhalten imitieren und Realität und Suggestion verschwimmen lassen." Eine solche Kommunikation und Begegnung beschneide Menschen ihrer personalen Würde, warnte der Chef des größten deutschen Bistums. Die Digitalisierung habe zwar viele gute Seiten, aber das Weihnachtsfest erinnere daran, dass echte menschliche Nähe durch nichts zu ersetzen sei.

© SZ vom 27.12.2019 / dpa, KNA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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