Kirchen:Rekord bei Austritten

Der katholischen wie auch der evangelischen Kirche kehren immer mehr Bürger den Rücken. Ist der Grund nur im Portemonnaie zu suchen?

Von Matthoias Drobinski, München

Die evangelische wie die katholische Kirche in Deutschland haben im vergangenen Jahr dramatisch viele Mitglieder verloren. Die Zahl der Katholiken ging um 230 000 zurück, die der Protestanten sogar um 410 000. Damit gehören jetzt 23,9 Millionen Menschen der katholischen und 22,6 Millionen der evangelischen Kirche an. So hoch wie nie ist die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche: Sie lag 2014 nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz bei fast 218 000. 2010, im Jahr des Missbrauchsskandals, hatten fast 180 000 Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt, 1992, als der Solidaritätszuschlag eingeführt wurde, waren es 192 000. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ihre Austrittszahlen für 2014 noch nicht veröffentlicht, sie dürften über denen der Katholiken liegen. Anlass für viele Austritte war offenbar die Ankündigung eines neuen Einzugsverfahrens bei der Zinsabschlagsteuer, auf die auch Kirchensteuer erhoben wird. Der Münchner Kardinal und Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, räumte aber ein, dass die Gründe für den Austritt tiefer lägen; die Zahlen machten "schmerzlich bewusst, dass wir Menschen mit unserer Botschaft nicht erreichen", sagte er. Man respektiere den Schritt des Einzelnen jedoch "als freie Entscheidung". Auch einen Trost für die katholische Kirche bietet die Statistik: Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist leicht gestiegen.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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