Kirche:Eine schlecht verdeckte Botschaft

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Der Chef des vatikanischen Medien-Sekretariats tritt zurück. Monsignor Dario Edoardo Viganò hatte ein Schreiben Benedikts XVI. zu sehr in seinem Sinne nutzen wollen und es verfälscht präsentiert.

Von Oliver Meiler, Rom

Im Vatikan endet eine fulminante Karriere recht abrupt und durchaus selbst verschuldet. Monsignor Dario Edoardo Viganò, seit 2015 Präfekt des damals neu geschaffenen Sekretariats für Kommunikation, zieht die Konsequenz aus seinem größten Fauxpas und tritt zurück. In einem Brief an den Papst erklärt Viganò, er wolle kein Hindernis sein bei der Umsetzung der Reformen in der Öffentlichkeitsabteilung. Franziskus nahm den Rücktritt des 55-jährigen Italieners an - "nicht ohne eine gewisse Mühe", wie er schreibt. Beide Briefe hat der Vatikan am Mittwoch veröffentlicht.

Ein Brief war es auch, der Viganò zum Verhängnis wurde. Vergangene Woche, zum fünften Jahrestag von Franziskus' Pontifikat, hatte der Kommunikationswissenschaftler und Filmexperte eine Reihe von elf Bändchen vorgestellt, die sich mit der "Theologie von Franziskus" beschäftigen. Bei der Präsentation las Viganò aus einem Schreiben vor, das ihm der Papst im Ruhestand, Benedikt XVI., aus dem Anlass zukommen ließ. Es trug den Vermerk "Persönlich" und war als Antwort gedacht.

Viganò hatte Benedikt nämlich gebeten, einen kurzen Essay für die Sammlung zu schreiben, als Einleitung. Benedikt lehnte ab, weil er "auch aus körperlichen Gründen" nicht imstande sei, alles zu lesen. Als Prämisse schrieb der emeritierte Papst, sein Pontifikat und jenes von Franziskus verbinde eine "innere Kontinuität". Es sei "töricht" zu behaupten, Franziskus sei ein "Praktiker ohne theologische und philosophische Bildung", wie das Kritiker tun, während er ein "lebensferner Theoretiker" gewesen sei. Diese Passage zitierte Viganò.

Nicht allen gefällt die Reform der Kommunikationsbehörde

Der Presse legte Viganò ein Foto vor, auf dem nur ein Teil der zwei Seiten zu sehen war. Ein Absatz war verdeckt. Als man Viganò fragte, was dort stehe, sagte er, das sei nicht relevant: Der Brief sei ja persönlich. Das Argument nährte die Neugierde der Berichterstatter im Vatikan, der "Vaticanisti". Einer fand heraus, dass Benedikt in den unleserlich gemachten Zeilen scharfe Kritik übte an einigen Autoren der Sammlung. Viganò war nun gezwungen, den ganzen Brief zu publizieren. Die schöne Botschaft des Papstes i.R. kehrte sich ins Gegenteil.

Viganòs Rücktritt trifft eine Abteilung der Kurie, die unter dem Reformimpuls von Franziskus starke Veränderungen erfahren hat. Schon die Erhebung der Kommunikationsabteilung zum Sekretariat zeigte, wie wichtig dem Papst das Ressort ist, fast so wichtig wie das Staatssekretariat und das Sekretariat für Finanzen. Viganò stieg auf zur Schlüsselfigur. In den vergangenen drei Jahren hat er alle Kommunikationskanäle des Vatikans in seinem Ministerium zusammengefasst - von Radio Vatikan über das Fernsehzentrum bis zum Fotodienst, dem Verlag, den sozialen Medien und dem Presseamt. Bald soll auch die Hauszeitung L' Osservatore Romano dazukommen.

Bei der profunden, nicht immer schmerzlosen Umstrukturierung schuf sich Viganò auch viele Kritiker. Auf Wunsch des Papstes soll er nun als Berater weiterarbeiten. Bis ein neuer Präfekt gefunden ist, übernimmt ein Monsignore aus Argentinien.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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