Kindesmissbrauch:Porno aus dem Smartphone

Eltern müssen wachsam sein.

Von Constanze von Bullion

Sollten Eltern in einer Umfrage sagen, was Grooming heißt, wäre die häufigste Anwort wohl: "Keine Ahnung." Grooming bedeutet auf Deutsch striegeln, wird aber auch für die digitale Anbahnung sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche benutzt. Mitten im Kinderzimmer, aber unbemerkt von den Eltern, finden Heranwachsende vom Rennspiel bis zum Blow Job im Netz so ziemlich alles. Wenn sie Pech haben auch Begleiter, die sie fürs Leben zeichnen.

Sexuelle Grenzverletzungen und Gewalt mittels digitaler Medien sind keine Spukgeschichten von Internetverächtern. Sie sind verdrängte Wirklichkeit in deutschen Wohnstuben, sagt der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Er hat eine Expertise vorgelegt, die so beklemmend wie nötig ist.

Nie war es leichter für Sexualstraftäter, nah ranzukommen an junge Opfer. Sie reisen in der Hosentasche mit, im Smartphone. Schon Grundschulkinder können Pornos ausgesetzt sein. Und Gesetze, die harmlosen Unfug im Netz von Vorboten sexueller Gewalt zu trennen helfen, gibt es so wenig wie gute Forschung. Wo aber das Motto "keine Ahnung" gilt, muss Eltern das Kunststück gelingen, mitzugehen ins Netz, sich das Vertrauen ihrer Kinder zu bewahren und dennoch klarzumachen: Aufblühende Sexualität ist toll, ihr Missbrauch aber kann lebenslanges Leid bedeuten. Mit anderen Worten: hinschauen, jetzt. Auch wenn das Ärger gibt.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: