Katholische Kirche:Was nur ein Papst entscheiden kann

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Bischöfe und Laien beraten über eine Reform der Kirche - ohne Diskussionsverbote, verspricht Kardinal Marx. Doch wie verbindlich dürfen die Beschlüsse der Versammlung sein?

Von Matthias Drobinski, Frankfurt

Die katholische Kirche muss sich ändern, um wieder glaubwürdig zu werden - das haben vor der ersten Versammlung des "Synodalen Weges" in Frankfurt Reinhard Marx, Münchner Kardinal und Vorsitzender der Bischofskonferenz, und Thomas Sternberg betont, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Marx sagte, der zwei Jahre dauernde Reformprozess müsse fragen, was die katholische Kirche hindere, "das Evangelium glaubwürdig zu verkünden". Er warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen: "Wir sind keine gesetzgebende Versammlung, kein Parteitag." Sternberg sagte, bei "vielen katholischen Frauen und Männern im Land" habe "sich Ärger angestaut und Verunsicherung, bis in die Kerngemeinden hinein". Die Kirche müsse nun "insgesamt zu partizipativen Strukturen kommen". Diskussionsverbote dürfe es nicht mehr geben, auch bei Themen, "die nicht einmal ein Papst entscheiden kann, sondern nur ein Konzil", sagte Sternberg mit Blick auf die Priesterweihe für Frauen, die Papst Franziskus ablehnt.

Umstritten ist, wie verbindlich die Beschlüsse der Versammlung sind

Am Abend begann mit einem Gottesdienst im Frankfurter Dom die erste Versammlung der 230 Frauen und Männer, die über die Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland beraten sollen. Die Bischofskonferenz hat dazu das ZdK um die Teilnahme an den Beratungen gebeten. Sie hofft, so die Krise zu überwinden, in der die Kirche seit dem Offenbarwerden immer neuer Fälle von sexueller Gewalt steckt. Marx sprach in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst von einem Experiment nach den "Erschütterungen des Missbrauchskandals" und einem "Weg, der einmalig ist". Der Synodale Weg solle helfen, "dass wir wieder ermutigt werden." Auf vier Foren wollen die 69 deutschen Bischöfe und Weihbischöfe gemeinsam mit 69 Delegierten des ZdK und 92 Vertretern kirchlicher Berufsgruppen über den Umgang mit Macht, die Sexualmoral, den Zölibat für Priester und die Rolle der Frauen in der Kirche diskutieren. Debatten gab es um die Frage, wie verbindlich die Beschlüsse sein sollen. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer haben bereits erklärt, dass sie aus dem Prozess aussteigen, sollten dort Veränderungen gefordert werden, die nur der Papst oder ein Konzil entscheiden können.

Vertreter der Bischofskonferenz und des ZdK betonten jedoch vor der Versammlung, man diskutiere auf Augenhöhe miteinander; zudem hätten sich alle Bischöfe verpflichtet, die Beschlüsse der Versammlung umzusetzen.

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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