Katholische Kirche:"So etwas wie ein Neubeginn"

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Kardinal Rainer Maria Woelki spricht am Samstag ein Grußwort bei der Amtseinführung des neuen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. (Foto: Hans-Juergen Bauer/dpa)

Kölns Erzbischof Woelki interpretiert das Missbrauchsgutachten vom vergangenen Donnerstag. Der Beauftragte der Bundesregierung fordert "absolute Transparenz".

Nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln wird weiter um Aufklärung und Konsequenzen gerungen. "Die Untersuchung, die ist kein Abschluss", sagte Kardinal Rainer Maria Woelki am Sonntag dem Kölner Online-Portal domradio.de über das von ihm in Auftrag gegebene Gutachten. "Sie markiert so etwas wie einen Neubeginn." Woelki sagte weiter, er wolle dazu beitragen, dass die Christen im Erzbistum achtsam miteinander umgingen. "Dass wir im Gespräch bleiben, auch wenn wir anderer Meinung sind. Dass wir zusammen um den richtigen Weg ringen, denn es kann nicht mehr so bleiben, wie es war." Woelki sagte zudem der Rheinischen Post, dass er den Betroffenen sexualisierter Gewalt das Versprechen gegeben habe, dass die Aufarbeitung im Erzbistum weitergehe. "Da möchte ich mich künftig auch in die Pflicht nehmen lassen", fügte er hinzu. Das Ergebnis des vor einigen Tagen veröffentlichten juristischen Gutachtens habe ihn erschüttert, weil darin auch deutlich geworden sei, dass "die Betroffenen über Jahrzehnte hinweg völlig aus unserem Blick gewesen sind".

Am Dienstag will der Kardinal auf einer Pressekonferenz über weitere Konsequenzen informieren. Künftig solle eine unabhängige Kommission vorgeben, "wie wir die Aufarbeitung betreiben sollen und was die nächsten Schritte sein werden". "Wir wollen uns das von den unabhängigen Mitgliedern der Kommission sagen und uns von ihnen in unserer Arbeit natürlich auch kontrollieren lassen. Damit es für alle nachvollziehbar ist, ob wir uns an unsere eigenen Maßstäbe auch gehalten haben", erläuterte Woelki.

Rörig fragt, was nicht in den Akten steht

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, fordert vom Erzbistum Köln weiteres Engagement bei der Aufklärung. "Die ersten Suspendierungen sind sicher ein wichtiger Schritt, aber jetzt muss für jedermann in Köln und außerhalb erkennbar werden, dass unberechtigter Institutionenschutz der Vergangenheit angehört", sagte Rörig. Er forderte in der Kölnischen Rundschau, bei der jetzt anstehenden unabhängigen Aufarbeitung sei "absolute Transparenz" nötig. "Dazu gehört, dass mit Respekt und Demut mit den Betroffenen umgegangen wird", sagte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Die Kölner Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger habe die Grenzen einer juristischen Aufarbeitung gut dargestellt. Es müsse aber auch aufgeklärt werden, "was nicht in den Akten steht".

Die Kölner Strafrechtsanwälte Björn Gercke und Kerstin Stirner hatten am Donnerstag ihr Rechtsgutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der Bistumsspitze zwischen 1975 und 2018 vorgestellt. Es belastet mehrere Bischöfe schwer. Pflichtverstöße fanden die Gutachter bei den ehemaligen Kölner Erzbischöfen Kardinal Joseph Höffner und Kardinal Joachim Meisner. Der heutige Erzbischof Rainer Maria Woelki soll laut Gutachten keine Verfehlungen begangen haben. Das Gutachten führte zu personellen Konsequenzen: Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der früher die Hauptabteilung Seelsorge/Personal in Köln geleitet hatte, bot Papst Franziskus seinen Rücktritt an. Die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp wurden vorläufig freigestellt. Zudem entband Kardinal Woelki den Kölner Offizial Günter Assenmacher vorläufig von seinen Aufgaben.

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