Katholische Kirche:Ruhig und fröhlich

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Bisher diente er als Weihbischof im Bistum Trier, jetzt wurde Helmut Dieser als neuer Bischof in Aachen eingeführt. Der 54-Jährige warnt vor Panik, ruft zu Einheit und Zuversicht auf und plädiert für eine Kirche, die "nicht elitär oder verschroben" ist.

Helmut Dieser, bisher Weihbischof im Bistum Trier, ist neuer Bischof von Aachen. Beim Pontifikalamt zu seiner Einführung am Samstag im Aachener Dom rief der 54-Jährige zu Einheit und Zuversicht auf. "Lasst uns gemeinsam Kirche sein, nicht elitär oder verschroben, sondern füreinander, für unsere heutige Welt, für Gott." An der Kirche müsse "synodal", also gemeinsam durch Kleriker und Laien, weitergebaut werden, sagte er vor 1000 geladenen Gästen.

Fehl am Platze sei dagegen "Panik, als ob wir die Kirche retten müssten", sagte der siebte Bischof von Deutschlands westlichstem Bistum. Orientierung sei gefragter denn je, betonte der promovierte Theologe. Wem diese fehle, der werde "verführbar". "Weh einer Gesellschaft, wenn sie nur von außen dirigiert, aber nicht von inneren Überzeugungen zusammengehalten wird." Mit Blick auf den Zustand der Europäischen Union sagte der neue Bischof der Europastadt Aachen: "Es geht weiter. Die Generationen vor uns haben etwas Großartiges begonnen, an uns ist es, daran weiterzubauen."

Unter den Gästen der Feier waren Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), der Vorsitzende der NRW-CDU, Armin Laschet, Vertreter der Ökumene sowie 20 Bischöfe aus dem In- und Ausland. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, händigte Dieser die Ernennungsurkunde von Papst Franziskus aus. Zugleich dankte er Diesers Vorgänger, Bischof Heinrich Mussinghoff, 75, "für all das Gute", das er für das Bistum Aachen und die katholische Kirche in Deutschland bewirkt habe.

Hannelore Kraft: "Die Kirche wird hier auch in Zukunft eine große Rolle spielen."

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki als Metropolit der Rheinischen Kirchenprovinz führte Dieser in sein neues Amt ein. Dazu geleitete er ihn zum Bischofsstuhl, der "Kathedra", und reichte ihm den Bischofsstab. Er wünschte Dieser, dass er seinen Dienst "im unerschütterlichen Vertrauen in den Herrn erfüllen kann und er so für das Bistum Aachen - für Glaubende und Nicht-Glaubende - zum Segen werden möge". Aachen dürfe sich auf den neuen Bischof freuen, hob der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hervor. Mit seiner ruhigen und fröhlichen Art, seiner seelsorglichen und theologischen Erfahrung bringe Dieser beste Voraussetzungen für die "vielfältigen Herausforderungen" mit, vor denen die Kirche stehe. Dazu zählten Fragen des Personals, der Gottesdienstbesucher und des Miteinanders von Haupt- und Ehrenamtlichen.

Ministerpräsidentin Kraft erklärte, Nordrhein-Westfalen freue sich auf den neuen Bischof, der kirchliches Leben neu entstehen lassen und dabei vor allem junge Menschen erreichen wolle. "Ich bin zuversichtlich, dass ihm dies gelingen wird." Derzeit sei die Frage, wie die Gesellschaft bei allem sozialen und wirtschaftlichen Wandel solidarisch, gerecht und menschlich bleibe. "Die Kirche wird hier auch in Zukunft eine große Rolle spielen", sagte Kraft. Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, wie auch der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, hoben die guten ökumenischen Kontakte mit dem Bistum Aachen hervor. Das sei auch Verdienst von Altbischof Mussinghoff, sagte Rekowski.

© SZ vom 14.11.2016 / KNA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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