Katholische Kirche:Revolutiönchen!

Es tut der Kirche nicht gut, dass nur geweihte Männer bestimmen, wohin es gehen soll. Das Erzbistum München und Freising wagt einen Schritt in Richtung Vielfalt.

Von Matthias Drobinski

Revolution! Na gut, betrachtet man aus der Warte eines Nichtkatholiken, was im Erzbistum München und Freising passiert, schrumpft die Umwälzung zum Revolutiönchen, aber immerhin: Von 2020 an wird nicht mehr ein Priester als Generalvikar der oberste Verwaltungschef des Erzbistums sein, sondern ein Laie. Am Ende bestimmt gar eine Frau über Tausende Kirchenangestellte und darüber, was mit dem Milliardenbesitz der Kirche geschieht! Schlechte Zeiten drohen fürs klerikale Selbstbewusstsein.

Es hat leider erst den furchtbaren Skandal um die sexualisierte Gewalt gegen Tausende Kinder und Jugendliche gebraucht, dass nun auch die Spitzen der katholischen Kirche erkennen: Es tut dieser Kirche nicht gut, dass nur geweihte Männer bestimmen, wohin es gehen soll. Es hat sie vielmehr das Missverständnis in die Krise geführt, dass die Weihe den Geweihten zum Überchristen macht, der sich mit Finanzen und Personal so auskennt wie mit Singen und Beten.

Das Erzbistum München-Freising wird auch mit der neuen Struktur keine Übermenschen an der Verwaltungsspitze haben, sondern Frauen und Männer mit ihren Fähigkeiten, Macken, Fehlern. Es wird aber die Vielfalt der Fähigkeiten, Macken und Fehler zunehmen. Und damit die Lern- und Lebensfähigkeit der katholischen Kirche.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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