Katholische Kirche:Gute Marke

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"Schafft sich die katholische Kirche ab?" heißt das Buch des früheren McKinsey-Direktors Thomas von Mitschke-Collande. Darin analysiert er, dass sie eine einzigartige "Brand Recognition" besitzt - und warum sie trotzdem in der Krise steckt.

Matthias Drobinski

Weil ihn das jetzt alle fragen, sagt er es lieber gleich: Nein, er möchte nicht der Thilo Sarrazin der katholischen Kirche werden, das mit dem Buchtitel sei die Idee seines Verlages gewesen. "Schafft sich die katholische Kirche ab?" heißt also das Werk, mit dem der ehemalige McKinsey-Direktor Thomas von Mitschke-Collande die katholische Kirche analysiert: mit dem Blick des Unternehmensberaters und mit dem des gläubigen Katholiken, dem nicht egal ist, was mit seiner Kirche passiert.

Weil ihm das nicht egal ist, wuselt der 62-Jährige auch in Hannover beim Dialogtreffen der Bischöfe mit dem Kirchenvolk herum und wirbt für seine Botschaft. Na gut, selber abschaffen, das hat die katholische Kirche in den 2000 Jahren ihrer Existenz nicht hinbekommen. "Aber sie marginalisiert sich gerade selber, weil sie so wenig aus den Möglichkeiten macht, die sie hat", sagt der Unternehmensberater. Denn trotz aller Säkularisierung müsste die katholische Kirche eigentlich boomen. In der Wohlstandsgesellschaft wimmle es von Sinnsuchern, und die katholische Kirche habe da "durchaus ein gutes Angebot". In jedem Dorf eine Kirche, 25 Millionen Katholiken im Land, an der Spitze der Weltkirche der Papst - das sei "eine einzigartige Brand Recognition und eine einzigartige Angebotsqualität".

Aber weil die Kirche dieses Angebot nicht mehr vermitteln könne, stecke sie in der Krise, sagt Mitschke-Collande - das Vertrauen in die Institution sei weg, die Autorität auch, "weil so oft Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, gerade beim Thema Sexualität und Homosexualität". Der Kirche fehlten Führungspersönlichkeiten, "die brennen und die Leute mitreißen", es fehle ihr eine Dialog- und auch Streitkultur. "Das hat man im Bistum Augsburg gesehen: Strukturreformen können sinnvoll sein - aber wenn sie an den Menschen vorbeigehen, ist der Schaden groß."

Seine Verbesserungsvorschläge: zuhören und reden lernen. Und das Selbstbewusstsein der mündigen Katholiken entdecken: "Erst die Proteste haben die Reform in Augsburg besser gemacht. Und warum sollte ein Bischof nicht sagen: Ich suche einen Weg, mit geschiedenen Wiederverheirateten umzugehen - egal, was Rom sagt?"

© SZ vom 15.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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