Katholische Kirche:Erzbistum München besitzt 6,3 Milliarden

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Keine Diözese in Deutschland hat mehr Vermögen als die von Kardinal Marx.

Von Matthias Drobinski und Jakob Wetzel, München

Es ist ein Rekord für die katholische Kirche in Deutschland. Das Erzbistum München und Freising hat am Montag erstmals sein Vermögen offengelegt. Es beläuft sich zusammengerechnet auf fast 6,3 Milliarden Euro, vor allem in Form von Immobilien und Geldanlagen. So reich ist kein anderes Bistum. Dem Besitz stehen jedoch Verpflichtungen für Pensionen und Sanierungen gegenüber, zudem ist der größte Teil des Vermögens nicht frei verfügbar. Das Erzbistum Paderborn hatte vergangenes Jahr ein Vermögen von vier Milliarden Euro ausgewiesen, das Erzbistum Köln 3,42 Milliarden. Die Zahlen aus München dürften der Debatte über das Vermögen der Kirchen und über mögliche politische Konsequenzen neue Nahrung geben. Brisant ist auch, dass der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, ein enger Berater von Papst Franziskus ist, der eine arme Kirche an der Seite der Armen wünscht.

Drei Jahre lang haben der Münchner Generalvikar Peter Beer und seine Mitarbeiter die Immobilien und das Anlagevermögen des Erzbistums erfasst und nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches bewertet. Der Prozess läuft derzeit in vielen Bistümern und ist eine Konsequenz aus dem Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der unkontrolliert mit Geld des Bischöflichen Stuhls einen Bischofssitz für 30 Millionen Euro gebaut hatte. Die Bischöfe hatten daraufhin mehr Transparenz bei den Kirchenfinanzen versprochen.

Generalvikar Beer erklärte bei der Vorstellung der Bilanz, dass auch diese Zahlen das Vermögen seines Erzbistums insgesamt nur unvollständig wiedergeben - so seien zum Beispiel die Werte der 750 Pfarrkirchenstiftungen noch nicht erfasst. Die Kirche sei "eine leistungskräftige Kirche, die ihre Aufgaben erfüllen kann", sagte er. Das Erzbistum hat auch die Finanzstruktur neu geordnet. Nun gibt es drei Stiftungen, die insgesamt über fast zwei Milliarden Euro verfügen. Ihre Erträge sollen die Kirche in ihren Kernaufgaben unterstützen: in der Seelsorge, der Bildung und der Wohlfahrtspflege. Sie werden von Stiftungsräten kontrolliert, bei denen drei der fünf Mitglieder von außerhalb der Kirche kommen; wer das Geld ausgibt, soll es sich selber nicht genehmigen können. "Wir haben das Geld vor uns selbst in Sicherheit gebracht", sagte Beer. Bei Durchsicht der Bücher sei deutlich geworden, dass "auch bei uns nicht alles glücklich gelaufen" sei.

Das Erzbistum rechnet damit, dass in den kommenden Jahren die Kirchensteuereinnahmen sinken werden, die 2015 mit mehr als 570 Millionen Euro so hoch waren wie nie; auch wird die Zahl der Katholiken durch Austritte und den demografischen Wandel sinken. Das Stiftungsmodell, das bundesweit einzigartig ist, soll auch dann garantieren, dass die Kirche ihre Aufgaben erfüllen und zum Beispiel Kindergärten oder die Alten-, Jugend- und Flüchtlingsarbeit in den Gemeinden weiter unterstützen kann. Der Finanzbericht verweist auch auf die mehr als zehn Millionen Euro Sonderbudget, die das Erzbistum im vergangenen Jahr für die Flüchtlingshilfe eingerichtet hat.

© SZ vom 21.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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