Katholische Kirche:Die üble Pille

Franziskus hat nur gesagt, was Päpste immer sagen.

Von Matthias Drobinski

Ein Tabubruch, eine Wende, eine Revolution? Wenn Papst Franziskus auf seinen Reisen im Flugzeug vor die Journalisten tritt, gibt es hinterher meist einiges zu deuten und zu rätseln - diesmal unter anderem: Hat er das Nein der katholischen Kirche zum Gebrauch künstlicher Verhütungsmittel gelockert?

Kurz gesagt: Er hat es nicht. Der Papst wurde gefragt, ob für Frauen, die Angst vor dem Zika-Virus haben, eine Abtreibung oder die Verhütung einer Schwangerschaft moralisch erlaubt sei. Seine Antwort: Die Abtreibung ist immer ein Verbrechen - die Verhütung kann aber im konkreten Fall das kleinere Übel sein. Er hat als Vorbild dafür Papst Paul VI. genannt, der in den 70er-Jahren afrikanischen Ordensfrauen, denen eine Vergewaltigung drohte, die Pille erlaubte. Paul VI. ist aber auch jener Papst, der 1968 den Katholiken verbot, Pille und Kondom zur Familienplanung zu nutzen. Und es gibt kein Anzeichen, dass Franziskus daran etwas ändern will.

Der Gedanke des kleineren Übels, das man in Kauf nehmen kann, um ein größeres Übel zu verhindern, öffnet begrenzte Räume für Pragmatismus und Menschlichkeit. Er kann frommen katholischen Paaren die Gewissensentscheidung erleichtern, wann sie wie verhüten. Er ist aber kein Ersatz für die Debatte, vor der sich die katholische Kirche seit bald 50 Jahren drückt: ob der Gebrauch von Pille und Kondom nicht irgendein Übel ist, sondern ein moralisch erlaubtes Mittel für verantwortungsbewusste Paare.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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