Katholische Kirche:Aus Verzweiflung mutig

Der synodale Weg der Katholiken soll viel leisten.

Von Matthias Drobinski

Er soll ziemlich viel leisten, der synodale Weg, auf den die katholische Kirche sich nun begibt: die Ursachen der sexuellen Gewalt beseitigen und Konflikte zum Thema machen, die seit Jahrzehnten die Gläubigen umtreiben- den Umgang mit Macht und Sexualität, den Zölibat, die Rolle der Frauen. Er soll aber niemanden in Rom vor den Kopf stoßen und das Gebet nicht vergessen - und in zwei Jahren soll klar sein, wie es weiter geht, raus aus der Krise, hin zu neuer Glaubwürdigkeit natürlich.

Entsprechend groß ist das Risiko, dass der Weg im Gestrüpp der Kleinkriege endet oder im großen Ungefähren. Die Satzung und die Rahmenbedingungen dieses Prozesses ermöglichen das: Ein Drittel der Bischöfe kann alle Beschlüsse verhindern, und was er konkret umsetzt, entscheidet jeder Hirte selber.

Doch was wäre die Alternative? So tun, als gäbe es keine an die Existenz gehende Krise? Den Wanderern bleibt nur, tapfer loszumarschieren, mutig aus Verzweiflung, auf das Risiko hin, in der Sackgasse zu enden. Sie müssen lernen, zu streiten und doch zusammenzubleiben. Müssen Konflikte wagen, auch mit jenen in Deutschland und Rom, die jede Änderung verhindern wollen. Nicht freimütig gewesen zu sein - das wäre am Ende der schwerste Vorwurf an die katholischen Pfadsucher.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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