Katholiken:"Gott liebt alle Menschen"

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Auf einer Synode im Vatikan finden die Bischöfe freundliche Worte für Jugendliche und Frauen. Doch konkrete Reformen gibt es nicht.

Von Matthias Drobinski, München

Papst Franziskus zelebriert die Abschlussmesse der Synode. (Foto: Filippo Monteforte/AFP)

Viele freundliche Worte gegenüber Jugendlichen, Nachdenkliches zum Thema Frauen, Sexualität und Homosexualität in der katholischen Kirche - aber keine konkreten Änderungen oder Reformen: So endete am Sonntag die Bischofssynode zum Thema Jugend im Vatikan. Papst Franziskus entschuldigte sich im Abschlussgottesdienst im Petersdom bei den Jugendlichen: Die Erwachsenen hätten ihnen "oft kein Gehör geschenkt" und die "Ohren vollgeredet". Er rief die Jugendlichen auf, "die eigenen Kreise zu verlassen, um diejenigen zu umarmen, die nicht zu uns gehören"; in der Begegnung mit den Bedürftigen, müsse sich auch die Kirche "die Hände schmutzig machen".

Drei Wochen lang hatten 350 Kardinäle und Bischöfe sowie 50 Berater darüber diskutiert, wie die katholische Kirche weltweit jungen Menschen begegnen soll. Überschattet wurde das Treffen von den Skandalen um die sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, die in vielen Ländern der Welt offenbar geworden sind. Papst Franziskus kritisierte am Samstagabend, dass hier die Anklage "auch zur Verfolgung" werde; die Kirche werden angeprangert, um sie zu "beschmutzen".

Im Abschlussdokument, dessen einzelne Teile die Bischöfe jeweils mit Zweidrittelmehrheit beschlossen, heißt es zum Thema Missbrauch, es sei notwendig die Gewalt gegen Kinder und Jugendliche konsequent und von der Wurzel an aufzuarbeiten. Die Bischöfe danken allen, die den Mut hatten, Missbrauch zu benennen und aufzudecken. Einen Schwerpunkt setzen die Bischöfe bei der Migration. Das weltweite Flüchtlingsproblem hatte bei den Beratungen in zahlreichen Wortmeldungen von Vertretern armer Länder eine große Rolle gespielt; die Kirche müsse solidarisch mit den Geflüchteten sein und eine prophetische Rolle spielen, heißt es.

Beim Thema Sexualität geben die Synodalen zu, dass vielen Jugendlichen die katholische Morallehre nicht mehr verständlich sei. Niemand dürfe wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden, heißt es im Abschlusstext: "Gott liebt alle Menschen, und so macht es die Kirche." In dem Dokument heißt es zudem, dass Frauen auch auf den Leitungsebenen der katholischen Kirche stärker beteiligt werden sollten; die "Abwesenheit der weiblichen Stimme" lasse "die Debatte über den Weg der Kirche verarmen", heißt es. Diskussionen über Änderungen der katholischen Lehre stellt das Dokument nicht in Aussicht.

Die deutschen Synodenteilnehmer äußerten sich zufrieden. Er sei "eigentlich am Ende doch ganz froh", sagte der Münchner Kardinal und Bischofskonferenzvorsitzende Reinhard Marx. Er hatte sich für eine verstärkte Frauenförderung und ein stärkeres Gewicht des Missbrauchsthemas eingesetzt.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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