Karl-Heinz Kurras:Strafanzeige gegen Ohnesorg-Todesschützen

Karl-Heinz Kurras hat laut Birthler-Behörde für die Stasi gearbeitet. Aufgrund der neuen Berichte wird nun gegen Kurras wegen seiner tödlichen Schüsse auf Ohnesorg Anzeige erstattet.

Gegen den pensionierten West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras, der den Studenten Benno Ohnesorg 1967 erschoss, ist erneut Strafanzeige erstattet worden.

Karl-Heinz Kurras während des Prozesses im November 1967. (Foto: Foto: dpa)

Grund sind Presseberichte, wonach Kurras seit Mitte der 1950er Jahre Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der DDR- Staatssicherheit gewesen sein soll.

Der Vorsitzende der Vereinigung 17. Juni und stellvertretende Bundesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), Carl-Wolfgang Holzapfel, hat nach eigenen Angaben in einem Polizeirevier in Berlin-Charlottenburg Strafanzeige gegen den 81-Jährigen erstattet.

"Mord verjährt nicht", erklärte Holzapfel am Freitag in einer Pressemitteilung. Die Ermittlungen gegen Kurras müssten so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden.

Der Polizist war in drei Verfahren vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen worden. Nach einem Bericht des Berliner Tagesspiegels bestreitet der in Berlin-Spandau lebende Pensionär, jemals mit der Stasi kooperiert zu haben.

Das ZDF und die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatten unter Berufung auf Erkenntnisse der Birthler-Behörde berichtet, dass sich Kurras 1955 gegenüber der DDR-Staatssicherheit verpflichtete, die West-Berliner Polizei auszuspähen.

Außerdem sei er laut vorliegenden Dokumenten Mitglied der SED gewesen sein. Auch ein Mitgliedsausweis der Einheitspartei ist erhalten.

Seine tödlichen Schüsse auf Ohnesorg während der Demonstrationen gegen den Schah-Besuch vor der Deutschen Oper am 2. Juni 1967 in Berlin gelten als Zäsur in der bis dahin meist friedlichen Protestbewegung in der Bundesrepublik.

In der zeitgeschichtlichen Forschung gibt es wenig Zweifel, dass Ohnesorgs Tod zur Radikalisierung der damaligen Außerparlamentarischen Opposition (APO) und zur Entstehung des Terrorismus in der Bundesrepublik mit beigetragen hat.

© dpa/mati/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

60 Jahre BRD
:Studenten auf der Straße

Die Studentenproteste der 1960er Jahre begannen harmlos: als Demos weniger hundert für mehr Redefreiheit. Schon bald wurden daraus politische Massenproteste - die in der Gründung der RAF gipfelten.

Birgit Kruse
Jetzt entdecken

Gutscheine: