Kanzlerkandidaten:Hase und Igel

Ein Fernduell von Söder und Laschet ist sinnlos. Das wissen die beiden.

Von Stefan Braun

Markus Söder und Armin Laschet haben ein bisschen Mitleid verdient. Nicht, weil sie Politiker geworden sind; das wollten sie immer sein. Und auch nicht, weil sie in einer Zeit regieren müssen, die von der Corona-Pandemie beherrscht wird. Dass das schwer ist, spüren längst auch viele Frauen und Männer, die ihre Kinder unterrichten, ihren Job machen und um ihre wirtschaftliche Zukunft fürchten. Nein, Söder und Laschet können einem leid tun, weil ihnen immer häufiger ein zweites, also heimliches Motiv für ihre Arbeit unterstellt wird.

Was sie auch tun - jede Entscheidung wird darauf abgeklopft, ob sie lediglich politischen Ambitionen dient. Was also befördert eine Kanzlerkandidatur: eine harte Ausgangsbegrenzung (Söder) oder die erste Lockerungs-Verfügung (Laschet)? Der Interpretationswettlauf hat absurde Züge angenommen, gerade auch weil den beiden Politikern zu oft vermeintlich unredliche Absichten unterstellt werden.

Niemand weiß, ob das Land in einem Jahr mit der Not in den Krankenhäusern, der wirtschaftlichen Krise oder gar dem Zerfall Europas kämpft. Und niemand weiß, wer dann durch Redlichkeit, Pannen oder Glück auf welcher Position angekommen ist. Momentaufnahmen sind wichtig, aber sie sind momentan auch sehr vergänglich. Laschet und Söder wissen das genau.

© SZ vom 20.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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