Kanzlerin im Umfragehoch:Merkel nutzt die Krise

Politik sollte keine Frage von Personen sein, Persönlichkeiten können aber enge Wahlen entscheiden. Unter all den Führungsfiguren genießt Kanzlerin Merkel immer noch das größte Vertrauen. Für die kommenden Wahlen sind deshalb mehrere Konstellationen denkbar, aber nur eine ist wahrscheinlich.

Kurt Kister

"Es kommt nicht darauf an, Umfragen zu gewinnen, sondern Wahlen." Dieser Satz ist bei Politikern sehr beliebt, vor allem bei solchen, die in den Umfragen nicht so gut dastehen - was sich dann auch oft in Wahlergebnissen niederschlägt. Seit geraumer Zeit legen die Umfragen nahe, dass es im Bund zu einer Wiederauflage von Schwarz-Gelb auf keinen Fall kommen wird, dass es aber auch für Rot-Grün nicht reicht.

Zwei Drittel der Bundesbürger sind mit der Arbeit von Kanzlerin Angela Merkel zufrieden. (Foto: dapd)

Nun sind gewiss mehrere Konstellationen denkbar - die Piraten tolerieren eine rot-grüne Minderheitsregierung; eine knapp in den Bundestag wiedergewählte FDP läuft zu Rot-Grün über. Dennoch bleibt eine Wiederauflage der großen Koalition unter Merkel wahrscheinlich.

Das hängt auch damit zusammen, dass unter all den Führungsfiguren Angela Merkel immer noch das größte Vertrauen genießt. Der Deutschland-Trend der ARD hat gerade wieder ergeben, dass zwei Drittel der Deutschen mit ihr zufrieden sind.

Dies ist einerseits in Zeiten, in denen Krisengipfel die Nachrichten beherrschen, nicht sehr verwunderlich. In Krisen schlägt die Stunde der Exekutive, zumal in internationalen Krisen. Zu Merkels Stärken zählt ohnehin nicht die parlamentarische Debatte, wohl aber der entscheidende Auftritt in Chefrunden. Andererseits sind Merkels Widersacher bei SPD und Grünen nicht jene zumindest halbcharismatischen Figuren, denen man das Land anvertrauen möchte.

Sicher, Politik sollte keine Frage von Personen sein, aber Persönlichkeiten können in knappen Wahlen jene zwei oder drei Prozent bedeuten, deretwegen eine Partei als erste über die Ziellinie geht. Einen Merkel-Bonus gibt es offenbar. Ein Trittin-Faktor oder ein Gabriel-Plus ist nicht wahrzunehmen.

© SZ vom 07.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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