Kämpfe in Syrien:Weißhelme berichten von Chemiewaffenangriff in Duma

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Ein Soldat der syrischen Armee beobachtet die Kampfhandlungen in Duma. (Foto: dpa)
  • Im Kampf gegen die Aufständischen soll das Assad-Regime erneut Chemiewaffen eingesetzt haben.
  • Hilfsorganisation berichten von zahlreichen toten Zivilisten in der umkämpften Stadt Duma.
  • Syrische Staatsmedien dementieren den Vorwurf.

Ersthelfer und Aktivisten in Syrien berichten über einen neuen mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen in der Nacht zum Sonntag. Nach Angaben der Weißhelme hatte ein Hubschrauber am Samstagabend eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Duma in der Region Ost-Ghouta abgeworfen. Dabei seien mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden. Ganze Familien seien in ihren Schutzunterkünften erstickt. Die Zahl der Opfer steige beständig. Auf ihrem Twitter-Konto veröffentlichten die Helfer schockierende Fotos der mutmaßlichen Opfer.

Auch die medizinische Hilfsorganisation Union Of Medical Care And Relief Organziation (UOSSM) geht von einem Chemiewaffenangriff aus. Sie bezifferte die Zahl der Toten am Sonntag mit "weit über 70", befürchtet aber, dass sie auf über 100 steigen könnte. Retter hätten große Probleme, an die Opfer zu gelangen. Unter den Opfern sei eine beträchtliche Zahl von Kindern, sagte ein Sprecher. Es sei über den Geruch von Chlor berichtet worden, Retter glaubten jedoch an die Verwendung von Sarin-Gas. "Das ist eine der schlimmsten chemischen Attacken in der syrischen Geschichte", erklärte der UOSSM-Vorsitzende Ghanem Tayara. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.

USA prüfen Berichte über Chemiewaffenangriff

Die syrische Nachrichtenagentur Sana verwarf die Berichte als unwahr. "Einige Medien, die für ihre Unterstützung der Terroristen bekannt sind, haben behauptet, dass die Armee chemische Waffen in der Stadt Duma benutzt habe", hieß es da. Derartige Berichte dienten nur dazu, das Vorrücken der syrischen Armee zu hindern.

Das US-Außenministerium teilte mit, die verstörenden Berichte würden überprüft. Die syrische Regierung habe bereits Giftgas gegen das eigene Volk eingesetzt. Auch Russland, das den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützt, trage dafür Verantwortung.

US-Präsident Donald Trump meldete sich per Twitter zu den Berichten über den möglichen Giftgasangriff: "Viele Tote, darunter Frauen und Kinder, in sinnlosem chemischen Angriff in Syrien. Gebiet der Gräueltat abgeriegelt und umzingelt von der syrischen Armee, völlig unzugänglich von der Außenwelt. Präsident Putin, Russland und Iran sind verantwortlich für die Unterstützung des Tiers Assad. Großer Preis zu zahlen. Öffnet Gebiet sofort für medizinische Hilfe und Klärung. Eine weitere humanitäre Katastrophe ohne jeden Grund. KRANK!"

Die syrische Armee war zuvor begleitet von schweren Luftangriffen auf Duma vorgerückt. Dabei waren zahlreiche Zivilisten getötet worden. Die Stadt wird noch von Kämpfern der Gruppe Dschaisch al-Islam gehalten. Weite Teile des Rebellengebiets Ost-Ghouta bei Damaskus haben Regierungstruppen seit Februar mit einem massiven Militäreinsatz hingegen fast komplett zurückerobert.

© SZ.de/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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