Justiz:Folteropfer auf freiem Fuß

Er wurde gefoltert, leidet unter Albträumen - und wurde wegen Terrorverdachts inhaftiert. Nun attestierte man ihm auch noch Suizidgefähr­dung. Dies führte aber dazu, dass er Weihnachten bei seiner Familie verbringen darf.

Von Annette Ramelsberger, München

Der Mann ist in der Türkei schwer gefoltert worden, er leidet unter Albträumen und einer posttraumatischen Belastungsstörung. In der Schweiz hat er wegen der Folter Asyl bekommen. Doch weil der türkische Staatsbürger Mehmet Yeşilçalı in Verdacht steht, für eine gewalttätige, kommunistische Organisation in der Türkei Geld gesammelt zu haben, sitzt er nun schon seit Jahren in deutscher Untersuchungshaft - wegen Terrorverdachts. Ihm wird vor dem Oberlandesgericht München der Prozess gemacht. Nun hat ihn das Gericht überraschend auf freien Fuß gesetzt. Die Richter betonten am Freitag, der Gesundheitszustand des Angeklagten habe sich in den vergangenen Monaten erheblich verschlechtert. "Eine noch zu Beginn des Jahres erwartete Stabilisierung seines Zustands hat sich bis zuletzt nicht eingestellt." Eine Psychiaterin befürchtete Lebensgefahr. Noch am Nachmittag konnte Yeşilçalı die Haftanstalt verlassen. Er kann über Weihnachten zu seiner Familie. Der Prozess gegen ihn wird fortgesetzt.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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