Junge Unionspolitiker:Schwarze Jedi-Ritter

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Junge Politiker aus der Union wollen die konservative Idee retten. Man wolle "Diskussionsimpulse" setzen, heißt es aus dem Kreis. Die Politiker sehen sich als Wächter der guten Sache - und ziehen Parallelen zu "Star Wars"-Filmen.

Jens Schneider

Im verzwickten Universum der "Star Wars"-Episoden sind sie die Wahrer der guten Sache - die Jedi-Ritter. Die Macht möge, so heißt ihr berühmter Gruß, immer auf ihrer Seite sein. Das ist wahrlich ein Gruß, auf den sich auch aufstrebende konservative Politiker verständigen können. Zumal wenn sie das Gefühl haben, ein bedrohtes Erbe vor dem Untergang bewahren zu müssen.

David McAllister, Jahrgang 1971, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag: Jedi-Ritter als Vorbild. (Foto: Foto: dpa)

In Berlin-Mitte im Café Einstein hat sich am Mittwoch eine kleine Runde zusammengefunden, die sich - wie einer aus der Gruppe halbironisch sagt - als eine Art Jedi-Ritter der alten wertkonservativen CDU/CSU versteht. Das Bündnis der Nachwuchspolitiker will Strategien entwickeln, damit das konservative Profil der Union nicht verloren geht.

Eigentlich sind die meisten der Männer um die vierzig schon zu arriviert, als dass sie noch als Nachwuchspolitiker gelten könnten. So gehört der in Stuttgart äußerst einflussreiche Fraktionschef der CDU, Stefan Mappus, ebenso dazu wie der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen Christdemokraten, Hendrik Wüst, und CSU-Generalsekretär Markus Söder. Der Chef der Jungen Union, Philipp Mißfelder, ist mit seinen 27 Jahren der Jüngste, aber in der Partei auch kein unbeschriebenes Blatt mehr. Als einer der wenigen wagt er gelegentlich im CDU-Bundesvorstand dem Kurs der Kanzlerin und Parteivorsitzenden Angela Merkel zu widersprechen.

Der Kreis soll noch erweitert werden. Fest zugesagt hat auch der niedersächsische CDU-Fraktionschef David McAllister, ein enger Vertrauter von Ministerpräsident und Parteivize Christian Wulff. Auch der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz, Christian Baldauf, soll einbezogen werden. Die meisten sind einander durch lange Freundschaften verbunden. Oft haben sie sich beim Aufstieg in der Partei und vor allem in der Jungen Union gegenseitig befördert.

Gemeinsam ist den Mitgliedern der Runde auch, dass sie sich als Ziehkinder konservativer Unionspolitiker verstehen, die für die alte CDU/CSU stehen. Als politische Vaterfiguren nennen sie Helmut Kohl, Edmund Stoiber oder auch Erwin Teufel. Und es verbindet die Runde das Gefühl, dass durch die unter Kanzlerin Merkel forcierte Modernisierung der Union die wertkonservative bürgerliche Linie auf der Strecke bleibt. Einig sind sie sich zudem in der kritischen Haltung zu einer schwarz-grünen Koalitionen.

In regelmäßigen Treffen will die Runde nun Thesen für einen modernen Konservatismus entwickeln und Einfluss auf die Linie der Parteien nehmen. Zum Spätsommer soll ein erstes Grundsatzpapier fertig sein. Zwar betonen die selbsternannten Bewahrer des konservativen Erbes, dass sie sich nicht als Kampfbündnis gegen die eigene Parteiführung verstehen. Doch wollen sie jene an die Partei binden, die durch neue politische Trends wie die von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen forcierte Kinderbetreuung oder die Ausländerpolitik der Union verschreckt sind. Sie lehnen von der Leyens Politik nicht ab, aber sehen die Gewichte falsch gesetzt.

Betont harmlos heißt es aus der Runde, man wolle Diskussionsimpulse setzen. Von einem Machtbündnis wie dem Anden-Pakt, den unter anderem Roland Koch, Christian Wulff und Günther Oettinger vor Jahren geschlossen haben, kann auch noch keine Rede sein. Doch in der CDU-Führung ist aufmerksam registriert worden, dass die schwarzen Jedi-Ritter seit Wochen intensiv an ihrem Netzwerk knüpfen.

© SZ vom 12.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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