Jüdisches Museum:Offenes Haus

Museen sollen den Blick weiten, keine vorgegebene Botschaft verkünden.

Von Kia Vahland

Wozu sind in einer Demokratie Museen da, die sich mit historischen, kulturellen, religiösen Themen beschäftigen? Nicht dafür jedenfalls, diese oder jene Botschaft zu verkünden, und sei sie noch so gut und vernünftig. Museen sollen den Blick weiten, verschiedene Perspektiven eröffnen, Hintergründe erklären, welche sich den im Tagesgeschehen verhafteten Zeitgenossen ansonsten nicht gleich erschließen.

Um diese Offenheit und Unabhängigkeit fürchten die etwa 60 Vertreter von Museen, die sich nun hinter den zurückgetretenen Chef des Jüdischen Museums in Berlin stellen. Zuvor unterstützten ihn führende jüdische Gelehrte, die an die Freiheit der Wissenschaft erinnern. Der Judaist in Berlin war unter Druck geraten, erst wegen einer Jerusalem-Ausstellung, die Israels Regierung missfiel, dann wegen eines unklar formulierten Tweets, der auf Kritik an der Anti-BDS-Entscheidung des Bundestages hinwies.

Den israelfeindlichen BDS scharf abzulehnen, ist eine Sache, einem Museum Selbstzensur nahezulegen, eine andere. Wenn der Vorsitzende des Zentralrates der Juden warnt, das Haus sei "außer Kontrolle", geht das zu weit. Die Themenwahl liegt bei den Kuratoren; sie zu kritisieren, ist Sache des öffentlichen Diskurses. Niemand aber sollte Museumsdirektoren im Vorfeld kontrollieren.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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