USA:Biden: "Die dunkelsten Tage liegen noch vor uns"

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Der gewählte Präsident Joe Biden hält eine Rede, die Mut machen soll. Trump nicht. (Foto: JOSHUA ROBERTS/AFP)

Der gewählte US-Präsident bereitet die US-Amerikaner auf schwere Zeiten vor. Der amtierende Präsident wütet derweil auf Facebook, er habe die Wahl "donnernd" gewonnen.

Der künftige US-Präsident Joe Biden macht den Amerikanern angesichts der anhaltend intensiven Corona-Pandemie keine Hoffnung auf eine rasche Besserung der Lage - im Gegenteil. "Hier ist die einfache Wahrheit: Die dunkelsten Tage im Kampf gegen Covid liegen noch vor uns, nicht hinter uns", sagte der Demokrat am Dienstag in Wilmington in seinem Heimat-Bundesstaat Delaware in einer Ansprache vor den Feiertagen. "Wir müssen uns darauf vorbereiten, unser Rückgrat zu stärken. So frustrierend das ist, wir werden Geduld brauchen, Durchhaltevermögen und Entschlossenheit, um das Virus zu besiegen", sagte Biden.

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Der gewählte Präsident verwies darauf, dass es noch viele Monate dauern werde, bis die rund 330 Millionen Menschen in Amerika gegen das Coronavirus geimpft werden könnten. Daher sei es wichtig, über die Feiertage und darüber hinaus weiter die bekannten Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, um weitere Infektionen zu vermeiden. Dazu gehöre auch, Weihnachten in diesem Jahr nicht wie üblich mit vielen Familienmitgliedern zu feiern, mahnte Biden. In diesem Jahr sei es ein Zeichen wirklicher Zuneigung, nicht zusammen zu feiern.

Der 78-Jährige war am Montag vor laufenden Kameras geimpft worden. Er habe "absolutes Vertrauen" in den Impfstoff, sagte Biden. Er freue sich schon auf die zweite Spritze des Impfstoffs der Hersteller Pfizer und Biontech, fügte er hinzu. Die anlaufende massive Impfkampagne sei für die USA eine der "größten praktischen Herausforderungen" der jüngeren Geschichte, sagte er. Biden hatte sich bei der Wahl vom 3. November gegen Trump durchgesetzt und soll am 20. Januar als neuer Präsident vereidigt werden.

Die Corona-Pandemie hat die USA in eine schwere Krise gestürzt. Rund 18,2 Millionen Menschen haben sich dort bislang nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Zuletzt meldeten die Behörden im Schnitt rund 200 000 Neuinfektionen und mehr als 2000 Tote pro Tag. Insgesamt sind bereits Mehr als 320 000 Menschen im Zusammenhang mit der Erkrankung Covid-19 gestorben. In absoluten Zahlen gemessen gibt es in den USA mehr bekannte Infektionen und Todesfälle als in jedem anderen Land der Welt.

Trump: Er habe einen "donnernden Sieg" eingefahren

Biden sagte, die USA würden das Virus 2021 in die Schranken weisen. "Dieses Jahr sind wir als Nation auf das tiefste erschüttert worden", sagte Biden. Aber nun sei die "Zeit für Hoffnung" gekommen. "Wir haben in diesem Land auch früher schwere Zeiten überstanden. Wir werden auch diese schwere Zeit überstehen."

Der scheidende US-Präsident Donald Trump hat dagegen in einem Internetvideo seine haltlosen Behauptungen zu angeblich massivem Wahlbetrug in den USA erneuert. In der etwa 14 Minuten langen Videobotschaft erklärte Trump, er habe die Wahl vom 3. November mit einem "donnernden Sieg" gewonnen. Der Demokrat Joe Biden habe "nicht gewonnen". Die Demokraten hätten einen "monströsen" Wahlbetrug orchestriert, der die Demokratie untergraben habe.

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Trump hat für seine Behauptungen bislang keine stichhaltigen Beweise vorgelegt und etwa 60 Gerichtverfahren in der Sache verloren - auch vor dem Supreme Court. Viele in den Bundesstaaten für die Durchführung der Wahlen Verantwortlichen - sowohl Republikaner als auch Demokraten - wiesen Trumps Behauptungen zurück. Selbst Trumps scheidender Justizminister William Barr erklärte zuletzt, dass er keine Hinweise auf systematischen Wahlbetrug habe. Trump sammelt allerdings nach wie vor Spenden - vorgeblich für seinen juristischen Kampf gegen das Wahlergebnis. Tatsächlich fließt das meiste Geld in seine Kampagne. Es gibt Anzeichen, dass er mit dem Geld seine Machtposition in der republikanischen Partei sichern will, wenn er nicht mehr im Amt ist.

In dem auf Facebook und Twitter veröffentlichten Video sagte Trump, er werde jede "legale und verfassungskonforme Option verfolgen, um das Stehlen der Wahl zu stoppen". Er machte allerdings keine Angaben dazu, was ihm vorschwebte. Den Rechtsweg hat er so gut wie ausgeschöpft. Bei der Verlesung der Ergebnisse der Wahl am 6. Januar im Kongress könnten seine Verbündeten noch ein Störmanöver einleiten, doch auch dies wäre Experten zufolge ein aussichtsloser Schritt.

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