Italien:Zwölf Jahre Haft

Lesezeit: 1 min

Er setzte sich ins Auto und schoss auf Passanten mit schwarzer Hautfarbe: Ein italienisches Gericht hat den rassistischen Attentäter, der mal für die Lega bei einer Wahl kandidierte, nun in erster Instanz verurteilt.

Von Oliver Meiler, Rom

Der rechtsradikale Attentäter von Macerata, Luca Traini, ist in erster Instanz zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Die Jury im Gericht der zentralitalienischen Kleinstadt kam zu dem Schluss, dass Traini am 3. Februar dieses Jahres ein Blutbad anrichten wollte und sich dabei von Rassenhass treiben ließ.

An einem regnerischen Wintertag fuhr der 29 Jahre alte Traini mit seinem Wagen durch das Zentrum von Macerata und schoss auf Passanten mit schwarzer Hautfarbe. Sechs verletzte er. Dann begab er sich zum Gefallenen-Denkmal, stieg die Treppen hoch und hüllte sich in die italienische Trikolore. Traini behauptete später, er habe sich für den Mord an einer jungen römischen Drogenabhängigen rächen wollen, die in Macerata umgebracht worden war. Hauptverdächtiger ist ein afrikanischer Drogenhändler.

Der Fall Traini wühlte Italien auf. Das Land stand kurz vor Parlamentswahlen und fragte sich, ob der Rassismus womöglich stärker verbreitet ist in der Gesellschaft, als man angenommen hatte. Traini ließ sich "Lupo" nennen, Wolf. An der linken Schläfe trägt er eine auffällige Tätowierung: eine Wolfsangel, das Symbol der neofaschistischen Organisation Terza Posizione. Er war auch parteipolitisch aktiv, bei der Lega, für die er bei einer Gemeindewahl teilnahm. Es gibt Bilder, die ihn auf einer Bühne zusammen mit Matteo Salvini zeigen, dem Vorsitzenden der Lega.

In sozialen Medien erhielt Traini verstörend viel Zuspruch. Lega-Chef Salvini verzichtete darauf, die Tat klar zu verurteilen. Er sagte nur, man müsse sich nicht wundern, dass "eine unkontrollierte Einwanderung zu sozialen Konflikten" führe. Diese Propagandalinie trug ihm viele Stimmen ein. Nun ist Salvini Innenminister, und die Stärke seiner Lega wird auf 32 Prozent geschätzt.

Am letzten Prozesstag hatte Traini noch versucht, das Gericht zu einem milderen Strafmaß zu bewegen. Er las aus einem Brief vor, in dem er schreibt, er sei kein Rassist. Im Gefängnis habe er gelernt, dass das Böse im Menschen stecke - "und zwar unabhängig von der Hautfarbe".

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: