Die italienische Protestpartei Fünf Sterne geht mit einem 31-jährigen Politiker als Spitzenkandidat in den Wahlkampf. Luigi Di Maio, Vizepräsident der Abgeordnetenkammer im Parlament, setzte sich bei einer Online-Befragung der Parteimitglieder sehr deutlich mit 83 Prozent gegen seine sieben Kontrahenten durch. Allerdings hatten sich nur knapp 37 500 von mehr als 140 000 Parteimitgliedern an der Abstimmung beteiligt. In einer Ansprache sagte di Maio, Italien habe die Wahl, "ob es überleben oder leben will. Wenn es leben will, muss es die Fünf-Sterne-Bewegung wählen". Er werde sich nun sofort daranmachen, ein Schattenkabinett zusammenzustellen.
In Italien wird im nächsten Jahr ein neues Parlament gewählt. Di Maio steht für einen moderateren Kurs der Fünf-Sterne-Bewegung und befindet sich damit im Gegensatz zum 69-jährigen Parteigründer, dem Komiker Beppe Grillo. Dieser hat das Establishment in Italien immer wieder scharf angegriffen. Es wird erwartet, dass er nun den Weg für Di Maio freimacht und sich nach und nach aus dem politischen Rampenlicht zurückzieht.
Fünf Sterne hat sich als Anti-EU-Partei positioniert. So will Di Maio ein Referendum über die Nutzung der europäischen Gemeinschaftswährung Euro abhalten lassen. Ein weiteres Markenzeichen der Fünf-Sterne ist die Forderung nach einem entschlossenen Kampf gegen Korruption und gegen das alte politische Establishment. In den meisten Umfragen liegt die Bewegung mit 28 Prozent ungefähr gleich mit der regierenden Demokratischen Partei (PD). Parteigründer Grillo hatte es stets abgelehnt, Allianzen mit anderen Parteien zu bilden.