Italien:Kurzer Überblick zur Geschichte

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Die Teilung des römischen Reiches 395 und die Eroberung Roms durch die Westgoten 410 leiteten den Niedergang des Römischen Weltreiches ein.

"La Penisola" Italien - zur Großansicht bitte anklicken (Foto: Archiv)

Der Sturz des letzten weströmischen Kaisers Romulus Austulus 476 durch germanische Söldner besiegelte den Untergang. Die Einheit der vormaligen Zentralprovinz Italiens war dauerhaft zerstört.

Vom Weltreich zum Spielball

1400 Jahre, bis ins 19. Jahrhundert, war Italien mit nur kurzen Unterbrechungen Spielball und Aufmarschgebiet fremder Mächte.Der deutsche König Otto I. herrscht von 912-973 in Oberitalien. Unter Stauferkönig Friedrich II, der Apulien unter anderem das sagenumwobene Castel del Monte hinterließ, fiel zum ersten Mal seit dem Weströmischen Reich Italien wieder in eine Hand.

Sichtbar sind die Spuren der normannischen Herrschaft in Süditalien noch heute: Vor allem auf Sizilien trifft man verblüffend viele rothaarige oder blauäugige Inselbewohner.

Auch Spanien, Österreich und Frankreich erlangten jeweils für kurze Zeit die Vorherrschaft.

Italien wird eine Monarchie

Vittorio Emanuele II ist vielen Italienbesuchern durch Straßennamen ein Begriff: Fast jeder Ort Italiens, und sei er noch so klein, hat eine Straße nach dem König von Italien benannt, der 1861 Italien verint hat.

Im Gegensatz zu den liberalen Ideen der Unabhängigkeitsbewegung, des "Risorgimento", entwickelte sich im neuen Königreich eine starke nationalistisch-imperialistische Bewegung.

Sie wurde zum Träger des Wunsches nach Kolonialbesitz in Nordafrika (Eritrea, Somalia) und Abessinien. Die Eroberung Äthiopiens scheiterte, 1911 wurde Libyen annektiert.

Der Weg in den Faschismus

Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges blieb Italien zunächst neutral. Doch 1915 und 1916 erklärte das Land in der Hoffnung auf territorialen Gewinn Österreich-Ungarn und Deutschland den Krieg.

In den Friedensverträgen fielen Südtirol, das Trentino, Venetien, Triest und Istrien an Italien, nicht aber, wie erhofft, Dalmatien.

Diese nur teilweise erfüllten Gebietsansprüche führten zur Dauerkrise des Staates, aus der die faschistische Bewegung Benito Mussolinis erwuchs.

Durch den "Marsch auf Rom" (1922) wurde er unter Beibehaltung der Monarchie Führer eines totalitäten Staates, der seine Nachahmer in anderen Ländern Europas fand.

Mit Deutschland verbündet, trat Italien 1940 in den Zweiten Weltkrieg ein. Der sich abzeichnende Sieg der Alliierten beschleunigte den Sturz des faschistischen Diktators 1943.

Bis zur Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien im April 1945 befand sich das Land im Krieg und Bürgerkrieg.

Im Pariser Friedensvertrag musste Italien bis auf Südtirol und Triest alle seit 1919 erworbenen und eroberten Gebiet wieder aufgeben.

Italien nach dem Zweiten Weltkrieg

In einem Referendum wurde 1946 die Monarchie abgeschafft, die Königsfamilie musste das Land verlassen.

Das politische Selbstverständnis der Nachkriegsrepublik stützte sich auf Antifaschismus und den Widerstands-Mythos - die halbe politische Wahrheit. Einheit und Stabilität schienen aber zunächst gefunden.

Das Wirtschaftswachstum erreichte in den Fünfzigerjahren europäische Spitzenwerte.

Unter den neugegründeten Parteien dominierte die "Democrazia Christiana" (DC). Bis 1993 war die DC an allen Regierungen beteiligt.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten in den Siebzigerjahren, ständige Regierungswechsel durch innerparteiliche Streitereien der DC offenbarten die politische Labilität des italienischen Systems. Verwundbar wird Italien auch durch den Terror der Siebzigerjahre, mit den Änschlägen auf den Bahnhof in Bologna, die Banca d´Agricultura in Mailand, den Zug Italicus, die Entführung und Ermordung Aldo Moros.

Weitverzweigte Korruption

Staat und Wirtschaft wurden die Beute korrupter Parteipolitiker. Das Geld für seine Wohltaten pumpte sich der Staat bei seinen Bürgern: Die Staatsverschuldung stieg derart an, dass allein 20 Prozent des Staatshaushaltes für Zinsen benötigt wurden.

Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks begann auch für die italienische Politik eine Zeitenwende. Binnen weniger Jahre führten spektakuläre Enthüllungen und Prozesse zu einer tiefgreifenden Änderung des politischen Systems.

Mailänder Staatsanwälte deckten in der Aktion "Mani pulite" ("Saubere Hände") seit 1992 das weitverzweigte System der institutionalisierten Korruption und enge Verbindungen zwischen Politik, Wirtschaft und organisierter Kriminalität auf.

Insgesamt wurde gegen mehr als 6000 Personen Anklage erhoben, darunter Bettino Craxi (Parteichef der Sozialisten und ehemaliger Ministerpräsident) und Giulio Andreotti (siebenmaliger Ministerpräsident). Die DC löste sich 1993 auf.

Kaum eine italienische Regierung hatte länger als ein Jahr Bestand. Allein die Jahre 1994 bis 1996 sind durch drei Wechsel gezeichnet. Seit 1999 regiert Giuliano Amato von der demokratischen Linken das Land.

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