Istanbul:Massenprozess gegen türkische Journalisten

In Istanbul hat der größte Journalisten-Prozess in der Geschichte der Türkei begonnen.

In Istanbul hat der größte Journalisten-Prozess in der Geschichte der Türkei begonnen. Vor dem Gericht im Istanbuler Stadtteil Caglayan versammelten sich Unterstützer der Angeklagten, darunter Parlamentarier sowie Kollegen der 44 Journalisten, wie das Internetportal Bianet meldete. Die Anklage wirft den Journalisten vor, sie hätten für die Organisation "Union der Gemeinschaften Kurdistans" (KCK) gearbeitet, die der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nahesteht. Den Angeklagten drohen Haftstrafen von bis zu 22 Jahren.

Die türkische Justiz ermittelt seit mehreren Jahren gegen mutmaßliche Mitglieder der KCK, die von der Regierung in Ankara als eine Art Zivilorganisation der PKK-Rebellen gesehen wird. Auch Lokalpolitiker, Anwälte und Gewerkschafter müssen sich wegen angeblicherMitgliedschaft in der Kurdenorganisation vor Gericht verantworten. Nach Regierungsangaben befinden sich insgesamt etwa tausend KCK-Angeklagte in Untersuchungshaft; kurdische Aktivisten sprechen von 8000 Inhaftierten.

Kritiker sehen die Prozesse als Versuch der Regierung an, Andersdenkende zum Schweigen zu bringen. Der Kurdenpolitiker Ertugrul Kükcü forderte laut Bianet die Freilassung der Angeklagten. Auch die EU hatte sich in den vergangenen Monaten besorgt über die hohe Zahl der Festnahmen und Verhaftungen auf der Grundlage der türkischen Antiterror-Gesetze gezeigt.

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