Isa E. aus Gießen:Ägypten schiebt 18-jährigen Deutschen ab

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Die Behörden warfen ihm vor, er habe sich der Terrormiliz IS anschließen wollen - nun ließen sie ihn wieder ausreisen.

Von Paul-Anton Krüger, München

Ägypten hat auch den zweiten inhaftierten Deutschen, den 18 Jahre alten Isa E. aus Gießen, in seine Heimat abgeschoben. Er war am 17. Dezember am Flughafen der oberägyptischen Stadt Luxor verschwunden und hatte einen geplanten Weiterflug nach Kairo nicht angetreten. Bereits in der Nacht zum Freitag hatten die ägyptischen Sicherheitsbehörden den aus Göttingen stammenden 23 Jahre alten Mahmoud A. nach Deutschland abgeschoben. Sie hatten ihn am 27. Dezember aus dem saudi-arabischen Medina kommend am Flughafen von Kairo in Gewahrsam genommen, seinen ein Jahr älteren Bruder Malik aber ungehindert einreisen lassen.

In beiden Fällen behaupten die ägyptischen Behörden, die Männer hätten sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anschließen wollen, die in der Provinz Nordsinai aktiv ist, aber auch in anderen Landesteilen Anschläge verübt hat. Die Generalstaatsanwaltschaft Celle prüft im Fall von Mahmoud A., ob Anhaltspunkte für strafbare Handlungen vorliegen. Laut dem Spiegel wurde Isa E. nach seiner Ankunft in Frankfurt von Polizisten befragt. Ägypten erhebt immer wieder Terrorvorwürfe gegen politisch missliebige Personen, ohne die nach rechtsstaatlichen Kriterien erforderlichen Belege dafür vorzulegen.

Mahmoud A. sagte, er habe während der Haft "unter Zwang und Druck" ein Video aufnehmen müssen. Er distanziere sich von darin getroffenen Aussagen; laut seinem Bruder bekannte er sich zu "erfundenen Taten". Es gehört zu den Methoden des Sicherheitsapparates in Ägypten, gestellte Geständnisse aufzuzeichnen und zu veröffentlichen. Aussagen der deutschen Sicherheitsbehörden, ob es Indizien für den geäußerten Terrorverdacht gegen die Männer gibt, lagen zunächst nicht vor.

Die Fälle sind nicht miteinander verbunden, aber ähnlich gelagert. Sowohl Mahmoud A. als auch Isa E. wollten nach eigenen Angaben ihre Großeltern in Kairo besuchen und besaßen zum Zeitpunkt ihrer Einreise neben der deutschen auch die ägyptische Staatsangehörigkeit - was Ägypten im Fall von Isa E. in Abrede stellt. Das Auswärtige Amt hat in solchen Fällen nur beschränkte Möglichkeiten, Inhaftierten zu helfen, da sie die ägyptischen Behörden als Inländer behandeln. Das Verschwindenlassen von Menschen ist laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International "ein Schlüsselinstrument" des Sicherheitsapparates in Ägypten, vor allem des mächtigen Inlandsgeheimdienstes. Menschenrechtler dokumentieren jedes Jahr Hunderte Fälle, die wenigsten erhalten international Aufmerksamkeit. Oft werden die Betroffenen gefoltert, bevor sie Wochen später bei Staatsanwaltschaften oder Gerichten auftauchen. Die Regierung weist alle diesbezüglichen Vorwürfe zurück.

Der Vater von Isa E. war am Wochenende nach Kairo gereist, um sich für die Freilassung seines Sohnes einzusetzen. Dieser sei nun in ärztlicher Behandlung in Deutschland, teilte er mit. Der Vater hatte zuvor bereits öffentlich den Verdacht geäußert, dass sein Sohn gefoltert worden sein könnte. Zugleich beteuerte er die Unschuld des 18-Jährigen. Mahmoud A. sagte, er wolle nun schnellstmöglich sein Stipendium in Medina wieder antreten, wo er zusammen mit seinem Bruder Islamwissenschaften studiert.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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