Irland:Weiche Grenze, weicher Brexit

Irland sieht seine Vorteile in der EU. Das sollte London nie vergessen, wenn es Brexit-Pläne schreibt.

Von Alexander Menden

Britanniens Positionspapier zum Verhältnis zwischen dem Vereinigten Königreich und Irland nach dem Brexit bleibt dem bekannten Schema treu: Die Regierung wünscht sich die Vorteile eines maßgeschneiderten Handelsabkommens, bleibt bei der Umsetzung vage und scheut davor zurück, die mit einer Zollunion verknüpften Verpflichtungen einzugehen.

Tatsächlich ist der gute Wille der EU in der Nordirlandfrage größer als in jedem anderen Punkt der Ausstiegsverhandlungen. Niemand will eine Rückkehr zu sektiererischen Unruhen. Dennoch täuscht sich die britische Regierung über die Rolle, welche die Republik Irland bei den Brexit-Verhandlungen spielen wird. Zwar sind nicht alle so verblendet wie Brexit-Minister David Davis, der unlängst die irische Republik kurzerhand dem britischen Staatsgebiet zuschlug. Aber in London glaubt man, das historische Verhältnis werde den irischen Premier Leo Varadkar dazu bewegen, als Fürsprecher Britanniens in Brüssel zu fungieren.

Das ist ein Irrtum. Die Iren wollen keine harte Grenze zu Nordirland. Doch es ist ihnen auch klar, dass die Rosinenpickerei bei den EU-Partnern auf wenig Gegenliebe stößt. Irlands Wirtschaft hängt noch mehr von einem funktionierenden Binnenmarkt ab als die britische. Sollte Irland sich also für eine Seite entscheiden müssen, werden die Briten feststellen, dass historische Bande wenig zählen.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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