Nur wenige Tage vor der Ernennung von Boris Johnson zum britischen Premierminister versicherten britische Diplomaten noch, es werde sich nichts ändern an der Initiative für eine europäisch geführte Marinemission zum Schutz der Handelsschifffahrt im Golf. Doch neigt Downing Street 10 nun offenbar der US-geführten Operation Sentinel zu - zumindest hat sich London bei einer Truppensteller-Konferenz in den USA für eine Führungsrolle ins Spiel gebracht.
Damit stößt die neue Regierung in London ihre europäischen Verbündeten vor den Kopf. Für Paris und Berlin war die Abgrenzung von der amerikanischen Iran-Politik als Voraussetzung für eine Teilnahme an der Mission fast ebenso wichtig wie das Signal an das Regime in Iran. Nun ist Boris Johnson angesichts seines rabiaten Brexit-Kurses die europäische Solidarität wohl fast unangenehm - und er will nicht als Anführer eines europäischen Alleingangs gegen die USA dastehen.
Schon wahr: Es wäre mühsam geworden, eine solche Mission auf die Beine zu bringen. Die Bundesmarine wüsste nicht einmal, woher sie ein Schiff nehmen sollte. Nun aber müssen die Briten offen sagen, wenn sie es sich anders überlegt haben. So liefert Außenminister Dominic Raab einen Vorgeschmack darauf, was an Verlässlichkeit aus London künftig noch zu erwarten ist.