Iran:Atomkontrolleur El-Baradei reist nach Teheran

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Iran sieht sich mit steigendem internationalen Druck konfrontiert, bessere Kontrollmöglichkeiten für sein umstrittenes Atomprogramm zu gewähren.

Tomas Avenarius

(SZ vom 2.7. 2003) - So wird der Chef der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA, Mohammed El-Baradei, Iran bereits nächste Woche besuchen. Teheran arbeitet zwar mit der IAEA, der Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen, zusammen.

Die IAEA fordert aber, dass die iranische Regierung ein Zusatzprotokoll unterzeichnet. Dieses würde es den Inspektoren erlauben, die Atomanlagen häufiger und unangemeldet zu besuchen.

Iran schließt dies nicht aus. Es fordert aber im Gegenzug internationale Hilfe beim Aufbau seines zivilen Atomprogramms. Die USA behaupten, das iranische Programm diene dem Bau einer Atombombe.

Auch Russland, das in Iran ein Atomkraftwerk baut, erhöhte vorsichtig den Druck auf das Mullahregime. Ebenso handelt Japan:

Offenbar auf US-Druck hin machte Tokio deutlich, dass ein bilateraler Vertrag über die Entwicklung eines neuen iranischen Ölfeldes abhängig gemacht werde von der Zustimmung Teherans zu wirkungsvolleren Kontrollen.

Ein iranischer Regierungssprecher gab bekannt, dass IAEA-Chef El-Baradei bereits am 9. Juli in Teheran erwartet werde. Derzeit befindet sich der Chef des iranischen Atomprogramms, Gholamreza Aghazadeh, zu Gesprächen in Moskau.

Russland spielt eine Schlüsselrolle: Iran baut mit russischer Hilfe ein Atomkraftwerk in der Hafenstadt Buschir. Russland hofft, dass Iran das Zusatzprotokoll unterzeichnet.

Außenminister Igor Iwanow sagte, das Zusatzprotokoll wäre "ein zusätzlicher Beweis für den friedlichen Zweck des iranischen Atomprogramms und eine Bestätigung der engen Zusammenarbeit Irans mit der IAEA".

Die Moscow Times berichtete aber unter Berufung auf Regierungsquellen, Russland werde Buschir auch ohne das Zusatzprotokoll zu Ende bauen. Einzige Bedingung sei, dass Teheran alle alten Brennelemente an Russland zurückgebe.

Moskaus Zwickmühle

Moskau befindet sich in einer Zwickmühle: Das Auftragsvolumen für den Bau des Atomkraftwerks Buschir beträgt mehr als 800 Millionen Dollar. Es bietet der mit dem Ende der UdSSR in die Krise geratenen Nuklearindustrie des Landes die Chance, auf dem internationalen Markt Fuß zu fassen. Andererseits wächst der US-Druck.

Bei den Gipfeltreffen in St. Petersburg und im französischen Evian hatte US-Präsident George Bush keinen Zweifel daran gelassen, dass die USA hinter dem Teheraner Atomprogramm ein Militär-Programm vermuten. Bush hatte kurz darauf erklärt, die USA würden den Bau iranischer Atomwaffen "nicht tolerieren".

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