Infografik:Angekommen

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Die meisten Flüchtlinge leben gern in Deutschland, die allermeisten wollen sogar die deutsche Staatsbürgerschaft. Was vielen aber oft fehlt, ist Arbeit. Dabei gibt es große Unterschiede unter den Nationalitäten.

Von Jan Bielicki, München

Anerkannte Flüchtlinge aus den Hauptherkunftsländern außerhalb Europas sind einer Studie zufolge mit ihrer Lebenslage in Deutschland zufrieden - allerdings mit Einschränkungen: Wenn es um ihre berufliche Situation oder ihr Einkommen geht, äußerten weniger als die Hälfte der befragten Migranten Zufriedenheit. 85 Prozent von ihnen wollen aber dauerhaft in Deutschland bleiben, etwa 80 Prozent "auf jeden Fall" deutsche Staatsbürger werden. Das geht aus einer groß angelegten Untersuchung hervor, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge am Freitag in Nürnberg veröffentlichte.

Die Forscher des Amtes haben dazu etwa 2800 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Iran, Eritrea und Sri Lanka schriftlich befragt, die zwischen 2008 und 2012 als schutzbedürftig anerkannt wurden. Es ist laut Bundesamt eine der umfangreichsten Untersuchungen, die bisher zur Lage hier lebender Flüchtlinge in Angriff genommen wurde. Und sie zeichnet das Bild einer in vielen Bereichen gelungenen Integration. So lebten zum Zeitpunkt der Befragung 2014, also zwei bis sechs Jahre nach der Anerkennung, vier Fünftel der Befragten in Mietwohnungen, vier Fünftel hatten einen Sprachkurs besucht. Ein Viertel der Migranten gab an, gut oder sehr gut Deutsch zu sprechen, weitere fast 50 Prozent stuften ihre Deutschkenntnisse immerhin als mittelmäßig ein. Die meisten geben an, mehr Kontakt zu Deutschen zu haben als zu anderen Zuwanderern - wobei Sport und Kirchengemeinden die wichtigste Rolle spielen.

Auf dem Arbeitsmarkt funktioniert es dagegen der Studie zufolge nicht so gut mit der Integration. Nur ein gutes Drittel der Migranten hatte zum Zeitpunkt der Befragung Arbeit, meist in der Lebensmittelbranche, in der Gastronomie oder im Reinigungsgewerbe. Neun Prozent waren noch in Ausbildung, jeder Vierte aber war auf der Suche nach einem Job. Dabei gab es je nach Herkunft deutliche Unterschiede: So waren drei von vier Migranten aus Sri Lanka in Lohn und Brot, aber nur jeder vierte Syrer.

Annähernd zwei Drittel der Befragten hatten weder Berufsausbildung noch Studium. Entsprechend viele der Migranten waren darum auf Hilfe vom Staat angewiesen. 60 Prozent der Befragten erhielten irgendeine Form von Unterstützung, von Wohngeld bis zu Hartz IV - was viele von ihnen dringend ändern wollen. Berufliche Perspektiven standen bei den Befragten mit Abstand ganz oben auf der Liste ihrer geäußerten Wünsche.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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