Industrie:Immer 'nen Schritt zurück

Klimaschutz? Ja gern. Sofern er nichts kostet.

Von Michael Bauchmüller

Keiner soll sagen, die deutsche Industrie engagiere sich nicht für das Weltklima. Wenn alle mitmachen, und wenn es nicht sofort losgehen muss, wäre sicher auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) dabei. Natürlich sollte es nichts kosten, weder Geld noch Jobs noch Firmen. Ja, dann würde die Industrie schon mitmachen.

Kurz vor seinem Abtritt hat BDI-Präsident Ulrich Grillo das noch einmal für die Kohle durchdekliniert. Schon rein technisch sei die fossile Energie nicht einfach so ersetzbar, und in Europas Klimaschutz-System passe es auch nicht, wenn Deutschland Braunkohlekraftwerke stilllege; immerhin die größten Treibhausgasschleudern Europas. So ist die Strategie, seit Langem schon: Klimaschutz ist fein, nur wirksam soll er nicht werden. Falls doch, wird er bekämpft.

So unterminieren Industrieverbände verlässlich jeden Fortschritt für mehr Klimaschutz. Das europäische System dafür, den Emissionshandel, war nicht zuletzt durch ihren Einfluss so weit verwässert worden, dass er bis heute nicht recht funktioniert. Mit Verweis auf dieses System nun an der Kohle festzuhalten ist geradezu perfide. Das Motiv ist stets das gleiche: Es geht um den Erhalt von Strukturen, sei es bei der Kohle oder sonstwo. Dummerweise sind das jene Strukturen, die der Welt das Klimaproblem eingebrockt haben. Ein Glück nur: Es gibt viele Firmen, die ihren Verbänden voraus sind.

© SZ vom 29.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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