Im Profil: Carol Thatcher:Buchautorin, Dschungelstar und Tochter

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Carol Thatcher ist eine Berühmtheit der besonderen Art. Die Tochter der Ex-Premierministerin hat eine schrille Vita.

Cathrin Kahlweit

Ihr Spitzname "Thatch" ist so burschikos wie sie selbst, maskulin und bodenständig. Ihren Ruhm bezieht sie aus drittklassigen Fernsehshows, in denen sie Fleischpasteten anpreist, Känguruh-Hoden verzehrt oder Geister beschwört. Ihre Geldsorgen und ihr Alkoholkonsum beschäftigen die britische Boulevardpresse ebenso wie die fehlende Liebe ihrer Mutter - Carol Thatcher,55, von Beruf Journalistin, ist in Großbritannien eine Berühmtheit der besonderen Art. In den Berichten über die schillernde Vita der herben Blondine schwingt regelmäßig eine Mischung aus Verachtung, Mitleid und Sympathie mit.

Mutter und Tochter: Margaret, 82, und Carol Thatcher, 55. (Foto: Foto: Getty)

Kein Wunder: Mit einem berühmten Nachnamen aufzuwachsen und um eine eigene Identität zu kämpfen, ist für Kinder von bedeutenden Menschen ein lebenslanger Kraftakt. Umso schwerer muss dies sein, wenn die Mutter eine der wichtigsten Politikerinnen der Welt war, deren Beziehung zu ihrer Tochter sich beispielsweise in folgendem Brief spiegelt: "Liebe Carol, ich weiß nicht, was für eine Art Weihnachten wir haben werden. Die nächsten sechs Monate werden politisch schwierig, vor allem wegen der Arbeitlosigkeit, aber wir werden das Problem meistern. Ökonomisch wird sich die Lage bessern, bevor auch die Arbeitslosenzahlen sinken werden."

Das Mitleid für die Tochter der mittlerweile demenzkranken, früheren Premierministerin dürfte in Großbritannien noch zunehmen, wenn in wenigen Tagen ihre Autobiographie erscheint: "A Swim-On-Part in a Goldfish-Bowl", sinngemäß übersetzt: Im Goldfischglas ums Überleben schwimmen. Da das Bemerkenswerteste an den Thatcher-Kindern (Carols Zwillingsbruder Mark hatte Schlagzeilen gemacht, weil er als Finanzier eines Putschversuches in Äquatorialafrika vor Gericht stand) ihre Mutter ist, verdient sich Tochter Carol Geld mit Filmen und Büchern über das politische Werk der Ex-Regierungschefin und das private Leben ihres Vaters Denis, vor allem aber mit Zeitungskolumnen, in denen sie Anekdoten aus dem Leben mit der Eisernen Lady erzählt, das von wenig Gemeinsamkeiten und viel emotionaler Ablehnung geprägt war.

Carol sei immer "Daddys Mädchen" gewesen, berichten Journalisten über die Familie Thatcher: die Mutter unnahbar, der Vater mit dem Herzen auf dem rechten Fleck.

Weil das Geld oft knapp war, ließ sich die studierte Juristin vor drei Jahren auf eine Sendung ein, deren Pendant in Deutschland ("Ich bin ein Star, holt mich hier raus") mit Semi-Promis wie Susan Stahnke oder Costa Cordalis Quote machte; in England war das Dschungelcamp, in dem die Thatcher-Tochter vor laufender Kamera urinierte, ebenfalls ein Schlager.Seriös ist also nicht zu nennen, was Carol Thatcher so treibt, andererseits sagt sie auf die Frage, was ihre Mutter davon halten würde, gern trotzig: "Das ist mir egal."

Sie weiß, dass ihre Mutter nicht mehr viel von ihren Aktivitäten mitbekommt. In ihrem Buch schreibt sie, und Trauer schwingt mit, sie sei fast "vom Stuhl gefallen", als sie Maggie Thatcher das erste Mal um Worte und Erinnerungen ringen sah. "Ich hatte meine Mutter immer als alterslos, zeitlos und hundertprozentig unzerstörbar angesehen."

© SZ vom 25.08.2008/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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