Helmut Schmidt ist tot. Der ehemalige Bundeskanzler (1974-1982) starb im Alter von 96 Jahren in Hamburg. Das teilte sein Hamburger Büro mit. Schmidts Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich verschlechtert. Der Altkanzler hatte in den vergangenen Wochen wiederholt im Krankenhaus behandelt werden müssen, nachdem ihm im September ein Gefäßverschluss entfernt worden war.
Schmidt war am 16. Mai 1974 vom Bundestag zum fünften Bundeskanzler gewählt worden. Er löste damit seinen SPD-Parteifreund Willy Brandt ab, der wegen der Affäre um den DDR-Spion Guillaume zurückgetreten war. In Schmidts Amtszeit fielen eine weltweite Wirtschaftsrezession sowie die Ölkrisen der 70er Jahre.
Innenpolitisch musste er sich mit dem Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) auseinandersetzen, an dessen Höhepunkt die Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer im September 1977 stand. In der Außenpolitik setzte er gegen den Widerstand großer Teile der Bevölkerung und seiner eigenen Partei den sogenannten Nato-Doppelbeschluss von 1979 durch, der die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Westeuropa für den Fall vorsah, dass die Sowjetunion ihrerseits nicht auf eigene SS-20-Mittelstreckenraketen verzichtete.
Schmidt setzte sich bei den Bundestagswahlen 1976 und 1980 gegen seine Herausforderer Helmut Kohl (CDU) und Franz Josef Strauß (CSU) durch. 1982 zerbrach allerdings die Koalition mit der FDP, und am 1. Oktober wählten Abgeordnete von CDU/CSU und Liberalen Helmut Kohl in einem konstruktiven Misstrauensvotum zum neuen Kanzler.
Auch nach seiner Zeit als Kanzler mischte sich Schmidt bis ins hohe Alter immer wieder in politische Debatten ein. Zu seinem Markenzeichen gehörte der ständige Zigarettenkonsum, auf den er auch bei Auftritten in Fernseh-Studios nicht verzichtete.