Nach dem Mord an Präsident Joao Bernardo Vieira haben die Streitkräfte im westafrikanischen Guinea-Bissau Gehorsam gegenüber den staatlichen Institutionen zugesichert. Zugleich distanzierte sich die Militärführung von der Aktion. Vieira sei von "einer Gruppe noch nicht identifizierter Bürger" ermordet worden, heißt es in einem Kommuniqué des Generalstabs in Bissau, das die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa veröffentlichte.
In der von Militärsprecher Zamura Induta unterzeichneten Erklärung wird "die Verpflichtung (der Streitkräfte) zum Gehorsam gegenüber der politischen Macht und den Institutionen der Republik" unterstrichen. Das Militär werde in der "verfassungsmäßigen Mission unnachgiebig sein", heißt es. Die Situation in Bissau sei "unter Kontrolle". Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, vorerst nicht auf die Straßen zu gehen und "Ruhe und Ordnung zu wahren".
Zuvor hatten portugiesische Medien unter Berufung auf die Streitkräfte und auf die Regierung in Bissau berichtet, bei den Attentätern habe es sich um Militärs gehandelt. Sie hätten Vieiras Residenz angegriffen, der Präsident sei daraufhin bei Versuch zu flüchten erschossen worden.
Chaos und Plünderungen
Ein Augenzeuge sagte der Agentur Lusa, er habe den leblosen Körper von Vieira in der Residenz gesehen. Die Streitkräfte hätten nach dem Mord das Haus geplündert. Andere Augenzeugen schilderten portugiesischen Medien, auch die Ehefrau von Vieira sei getötet worden.
Die frühere Kolonialmacht Portugal rief eine Dringlichkeitssitzung der Gemeinschaft Portugiesischsprachiger Länder (CPLP) ein. Das Krisentreffen der acht Mitgliedsstaaten der CPLP sollte nach amtlichen Angaben aus Lissabon noch am Abend in der portugiesischen Hauptstadt stattfinden.
Vieira wurde den Angaben zufolge für den Mordanschlag auf Generalstabschef Batista Tagme Na Wai am Vorabend verantwortlich gemacht. Wai war am Sonntag bei einem Bombenattentat auf das Hauptquartier der Streitkräfte getötet worden. Der Sprecher der Streitkräfte, Induta, erklärte, Vieira sei einer der Hauptverantwortlichen für den Tod des Generals gewesen. Das Land werde nun vorwärtskommen, da der bisherige Präsident alle Fortschrittsbemühungen blockiert habe.
Aktuellen Berichten zufolge ist die Lage in Bissau chaotisch, durch die Straßen zögen Plünderer, hieß es. Wer in dem Land mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern gegenwärtig das Sagen hat, sei nicht klar.
Vieira war selbst 1980 durch einen unblutigen Putsch an die Macht gekommen und regierte bis 1999. Nach Flucht und Exil zuletzt in Portugal kehrte er 2005 nach Guinea-Bissau zurück und kandidierte für die Präsidentenwahlen.
Drehkreuz der Drogenmafia
Vieira war erst im November einem Anschlag entkommen. Auch Wai hatte im Januar davon gesprochen, dass er Ziel eines Mordversuchs gewesen sei. Die Attacke sei jedoch vereitelt worden.
Bei den Konflikten zwischen Politikern und Militärs soll der zunehmende Drogenhandel eine große Rolle spielen. Guinea-Bissau gilt als eines der wichtigsten Transitländer für den Kokainschmuggel von Südamerika nach Europa.
Die ehemalige portugiesische Kolonie wurde 1974 unabhängig. 1998 bis 1999 herrschte in dem kleinen Küstenstaat im ein Bürgerkrieg, unter dessen Folgen das Land noch immer leidet.