Großbritannien:Was er sagen wollte

Der Premier als tatktischer Tollpatsch: Wieder einmal stolpert David Cameron über seine Worte.

Von Christian Zaschke

Ganz entspannt war David Cameron, als er ohne Not die Debatte über seine Nachfolge entfachte. Der britische Premier stand in seiner Küche und bereitete einen Salat zu, nebenbei sprach er mit einem Reporter, der ihn für eine Homestory begleitete. Er wolle eine volle zweite Amtszeit, sagte Cameron, aber eine dritte wolle er nicht. Normalerweise meistert Cameron solche Interviews leicht, er kann ein charmanter Plauderer sein. In diesem Fall hat er sich allerdings zu sehr auf den Plauderton eingelassen. Es ist ohne Zweifel kein besonders kluger Schachzug, wenige Wochen vor den Parlamentswahlen die Spekulation über die Nachfolge so konkret zu befeuern. Cameron hat sogar Namen ins Spiel gebracht: Finanzminister George Osborne, Innenministerin Theresa May und den Londoner Bürgermeister Boris Johnson. Seine Berater versuchen nun, die Debatte wieder einzufangen. Der Premier habe vor allem sagen wollen, er stehe für eine volle zweite Amtszeit zur Verfügung.

Offenbar wollte Cameron tatsächlich nur das ausdrücken. Es zeugt jedoch von einem beachtlichen Mangel an politischem Gespür, dass der Premier nicht überblickt hat, welche Folgen seine Äußerung haben würde. Die Strategen der Tories sind gerade nicht besonders glücklich über ihren Kandidaten. Denn das Letzte, was sie im Wahlkampf von 2015 brauchen, ist eine Diskussion darüber, wer 2020 antreten könnte.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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