Alle standen sie aufgestellt in einer Reihe: die Chefs der Streitkräfte, der Lord Mayor der City of London, der Chef von Scotland Yard, Innenministerin Theresa May, Premierminister David Cameron sowie Königin Elizabeth II. und ihr Ehemann Prinz Philip. Alles Menschen, die es gewohnt sind, dass andere auf sie warten.
Just in dem Moment, in dem die Gruppe sich formiert hatte, setzte sich die Limousine des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping am Mandarin-Oriental-Hotel in Bewegung, um die kurze Strecke zum Paradeplatz Horse Guards Parade nahe dem Buckingham Palace zurückzulegen. Dass Xi erst jetzt losfuhr, bedeutete: Die Begrüßungsdelegation würde sich noch ein Weilchen gedulden müssen. Selten in den vergangen Jahrzehnten hat man in Großbritannien eine derart prominent besetzte Gruppe auf jemanden warten sehen, und besser ließ sich kaum illustrieren, wie wichtig der britischen Regierung der vier Tage währende Staatsbesuch von Xi und seiner Ehefrau Peng Liyuan ist.
Als Xi nach wenigen Minuten eintraf, erklangen Kanonenschüsse. Er schritt einige Stufen empor, schüttelte Elizabeth II. die Hand und neigte kurz das Haupt. Anschließend übernahm es die Königin selbst, dem Gast jedes Mitglied der Delegation vorzustellen, während Prinz Philip Frau Peng die gleiche Ehre erwies. Dass die Queen dem Präsidenten dabei auch einen gewissen David Cameron formell vorstellte, seines Zeichens als Premier zumindest de facto politischer Kopf des Landes, hatte einerseits eine fast heitere Note und zeigte andererseits, dass Großbritannien eben doch eine Monarchie ist - wenn auch eine parlamentarische.
Ehrenformation für den Staatsgast: Chinas Präsident Xi Jinping mit Prinz Philip vor dem Buckingham Palace in London.
Nicht alle feiern die Ankunft: Am Rande der Mall genannten Paradestrasse wird mit Bannern für Tibet und Menschenrechte demonstriert.
Andere können kaum erwarten, dass die Pferdekutsche mit Xi Jinping vorbeifährt.
Nach der offiziellen Willkommenszeremonie geht es weiter zum Buckingham Palace, wo Xi Jinping während seines Aufenthalts als Gast der Queen wohnen wird.
Mit so viel Pomp wird kaum ein Staatsgast empfangen.
Vier Tage lang wird der chinesische Präsident im Vereinigten Königreich bleiben.
41 Mal erklang der Kanonendonner zu Ehren Xis, der mit Philip eine Ehrengarde abschritt, bevor er mit Ehefrau, Prinzgemahl und Königin eine Kutsche bestieg und zum Buckingham Palace gefahren wurde. Mit so viel Pomp wird selten ein Staatschef empfangen, und diese Form der Begrüßung untermauerte noch einmal den Anspruch der Regierung Cameron, ein "Goldenes Zeitalter" in den britisch-chinesischen Beziehungen einläuten zu wollen und Chinas "bester Partner im Westen" zu werden, was in erster Linie bedeutet, florierende Handelsbeziehungen aufzubauen. Kritiker monierten, Großbritannien verhalte sich aus wirtschaftlichen Erwägungen wie "ein hechelnder Welpe".
Im weiteren Verlauf des Dienstags stand für Xi nach dem Lunch mit der Queen ein Besuch im Palast von Westminster an, verbunden mit einer Rede vor beiden Häusern des Parlaments. Für den Abend hatte die Königin zum Staatsbankett geladen, zu dem neben gesellschaftlicher und politischer Prominenz fast alle Mitglieder der königlichen Familie erscheinen sollten - nicht aber Prinz Charles. Hofbeobachter mehrerer Medien wiesen darauf hin, dass Charles mit dem Dalai Lama befreundet sei, dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, und vielleicht ein Zeichen setzen wolle. Um einen Affront handele es sich nicht, teilte Charles' Büro mit: Schließlich habe er gleich am Morgen mit den Gästen Tee getrunken.