Griechenland:Zäher Fortschritt

Athen bekommt wieder Geld. Und reformiert dafür etwas.

Von Luisa Seeling

Nach langem Ringen hat sich Athen mit den Geldgebern geeinigt, es gibt einen Kompromiss. Die Griechen bekommen wieder Geld, im Gegenzug erfüllt die Tsipras-Regierung etliche Auflagen der Gläubiger, auch einige der besonders umstrittenen, aber eben nicht alle. Manche fragen nun: War das Gezerre der vergangenen Wochen nötig? Geht das jetzt so weiter, wird Athen immer wieder Details des Hilfspakets nachverhandeln? Die Antwort lautet: Vermutlich ja - und es ist auch unvermeidlich.

Alexis Tsipras hat bewiesen, dass er seinen Verpflichtungen nachkommt. Er hält dem Druck der Straße stand, obwohl dieser enorm ist, wie der Generalstreik vor ein paar Tagen gezeigt hat, den übrigens auch Politiker seiner Syriza-Partei unterstützt hatten. Eine neue Grexit-Debatte droht erst einmal nicht, der Umbau des Landes geht voran, wenn auch langsamer, als man es sich in Brüssel wünscht.

Andererseits ist klar, dass Tsipras die Vorgaben der Gläubiger nicht einfach nur abnicken kann. Die Griechen haben ihn gewählt, damit er kämpft. Seine Spielräume sind minimal, aber er wird sie nutzen, um noch ein paar Zugeständnisse herauszuholen, hier und da Härten abzumildern. Der Widerspruch, mit dem er in seine zweite Amtszeit gestartet ist, bleibt: Er muss ein Reformprogramm umsetzen, das er nicht wirklich will. Die Verhandlungen bleiben also mühsam. Aber anders wird es nicht gehen.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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