Es erscheint bizarr, wie vehement Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble behauptet, der Internationale Währungsfonds (IWF) habe sich verpflichtet, ab Ende des Jahres dem dritten Kreditprogramm für Griechenland beizutreten. Und es ist befremdlich, wie Schäuble die Dementis aus den Chefetagen des Fonds in Washington ignoriert und sich auf eine Erklärung der Euro-Finanzminister vom Mai beruft, in der diese die Erwartung äußern, dass der IWF ab Jahresende wieder mitmacht.
Tatsächlich ist es an der Zeit, dass Schäuble die Wahrheit sagt. Der Währungsfonds vergibt seit drei Jahren keine Kredite mehr nach Athen, die zuvor gewährten Milliarden hat das Land so gut wie zurückgezahlt. Die Europäer retten das dramatisch verschuldete Griechenland schon lange in eigener Regie vor der Pleite. Sie sind nicht mehr auf den IWF angewiesen, weil der eigene Euro-Rettungsfonds ESM finanziell gut ausgestattet ist und seine Experten erfahren genug sind.
Dass Schäuble den Fonds dabeihaben will, hat innenpolitische Gründe. Er will das Image des IWF als unparteiischer, effizienter Verhandler benutzen, um die Kredite für Athen in Bundestag und Bevölkerung zu legitimieren. Steht der Fonds nicht mehr bereit, wird im Wahlkampf schnell sichtbar werden, was Schäuble zwar weiß, aber dem Wähler nicht sagt: dass Athen dauerhaft Milliardentransfers braucht, um in der Euro-Zone zu bleiben.