Griechenland:Gesicht gewahrt

Bei den Hilfen für Athen hat der Währungsfonds nun einen Vorschlag gemacht, den selbst Schäuble nicht ablehnen kann.

Von Cerstin Gammelin

Christine Lagarde hat ihrem Freund Wolfgang Schäuble wieder einmal die Hand gereicht. Im zähen Streit um Kreditzahlungen an Griechenland hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) dem Bundesfinanzminister nun offiziell ein Angebot gemacht, das er kaum ablehnen kann. Jedenfalls nicht, wenn ihm daran gelegen ist, mindestens bis zur Bundestagswahl den ewigen Streit um Griechenland zu beruhigen.

Lagarde hat Schäuble angeboten, dass der IWF grundsätzlich ein Kreditprogramm beschließt, aber erst dann Geld auszahlt, wenn Schäuble und die anderen Europäer im kommenden Jahr klaren Schuldenerleichterungen für Athen zustimmen. Das Angebot ist sowohl aus Sicht des IWF wie aus deutscher Perspektive gesichtswahrend. Schäuble kann das dem Bundestag gegebene Versprechen erfüllen, wonach der Währungsfonds sich an den Hilfen beteiligt. Damit ist die Lage bis zur Bundestagswahl beruhigt. Und Lagarde muss erst dann zahlen, wenn die Europäer die Bedingung des IWF erfüllt haben, Athens Schuldenlast zu lindern. Tun sie das nicht, zahlt auch der Fonds nicht.

Nur aus Sicht Athens hat das Angebot einen Makel. Anders als erhofft kann das Land jetzt weder mit Schuldenerleichterungen noch mit anderen Vergünstigungen rechnen. Nach dem Entgegenkommen Lagardes ist es nun an Schäuble, einen neuen Kompromiss mit Athen aushandeln.

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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