Griechenland:Eos sei Dank

Es gibt endlich Aufschwung, nun müssen Schulden erlassen werden.

Von Stefan Ulrich

Eos, die griechische Göttin der Morgenröte, versetzte ihre Betrachter in Verzücken. Homer besingt sie als charmant, schönlockig, rosenarmig und rosenfingrig. Ähnlich entzückt waren am Freitag die internationalen Geldgeber über die Morgenröte, die sich nunmehr über Griechenland zeigt: Wie das Statistikamt Elstat mitteilte, ist das griechische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal dieses Jahres überraschend gewachsen.

Statt der erwarteten leichten Schrumpfung gab es ein Plus um 0,4 Prozent. Auch für das weitere Jahr sind die Aussichten für die Wirtschaft des Krisenlandes rosig. Weil die Menschen nicht mehr so gern in der Türkei oder in Ägypten Urlaub machen, rechnet Griechenland nun mit besonders vielen Gästen. Das hilft dem Aufschwung. Und vielleicht motiviert es auch die Euro-Finanzminister, sich endlich darauf zu einigen, die nächsten Rettungs-Milliarden für Athen freizugeben.

Die Griechen mussten durch eine lange Nacht gehen, um nun die Morgenröte zu sehen. Es war eine opferreiche Nacht, die viele Menschen verarmt zurücklässt. Nun wäre es an der Zeit, dem Land politisch, symbolisch und psychologisch Anerkennung zu zollen, indem seine Schuldenlast erleichtert wird. Dazu müsste sich insbesondere die Bundesregierung mit Finanzminister Wolfgang Schäuble durchringen. Möge ihnen Athene beistehen, die Göttin der Weisheit und Schutzpatronin Athens.

© SZ vom 03.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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