Gouverneure:Gemischte Botschaft

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Zwar gewinnen die Demokraten sieben Gouverneurs-Posten dazu, aber in einigen umkämpften Staaten bleiben sie hinter den Erwartungen zurück.

Von Reymer Klüver

Die neue Gouverneurin von Michigan: Gretchen Whitmer. (Foto: David Guralnick/AP)

Die Bedeutung der Gouverneurswahlen in den USA wird geradezu routinemäßig unterschätzt. Das liegt zum einen daran, dass sie von den Entscheiden zu Senat und Repräsentantenhaus überschattet werden. Zum anderen interessiert es jenseits der Grenzen eines Bundesstaats kaum jemanden, wer diesen regiert. Dabei haben Gouverneure weitreichende Kompetenzen. Ihr politischer Einfluss ist gegen Ende einer Dekade am größten. Denn dann werden in vielen Staaten die Wahlbezirke für das Repräsentantenhaus jeweils für zehn Jahre neu geschnitten. Wie und möglicherweise zugunsten welcher Partei - dabei haben die Gouverneure ein gewichtiges Wort mitzureden.

Insofern war es diesmal von besonderer Bedeutung, wer bei den Gouverneurswahlen die Nase vorn hatte. 36 von 50 Gouverneursposten wurden neu vergeben. Das Resultat ist, aus Sicht der Demokraten, was Amerikaner eine mixed bag nennen, eine gemischte Angelegenheit. Die gute Nachricht für die Partei lautet: Sie haben netto sieben Gouverneurssitze zurückerobert, bisher hielten die Republikaner 33; jetzt ist das Verhältnis wieder ausgeglichener.

Bemerkenswert sind vor allem Erfolge im Mittleren Westen. Michigan, Wisconsin und Illinois werden in Zukunft wieder von Demokraten regiert. Wisconsin und Michigan gelten als sogenannte battleground states , also Bundesstaaten, die bei Präsidentschaftswahlen entscheidend sind. Sie hatte Trump 2016 knapp gewonnen. In Wisconsin muss Scott Walker sich dem biederen Tony Evers geschlagen geben, dem bisherigen Chef der Schulbehörde des Bundesstaates. Walker hatte sich einen Namen als Gewerkschaftsfresser gemacht; er war einer der profiliertesten republikanischen Gouverneure. Auch Nevada und New Mexico gingen an die Demokraten.

Die größte Überraschung ist vielleicht der Erfolg der Demokraten in Kansas. Dort besiegte die Landespolitikerin Laura Kelly den erzkonservativen Kris Kobach, einen Protegé von Präsident Donald Trump. Und das auch noch sehr eindeutig. Was man als gutes Zeichen für die Demokraten werten könnte, als klare Abfuhr für die polarisierende Politik des Präsidenten - wären da nicht die Ergebnisse in einer Reihe anderer, nicht unwichtigerer Bundesstaaten.

Es waren vor allem zwei Rennen, auf die sich das politische Washington konzentrierte. In beiden blieben die demokratischen Herausforderer hinter den Erwartungen zurück. In Florida siegte Ron DeSantis über Andrew Gillum. Der schwarze Bürgermeister von Floridas Kapitale Tallahassee, Gillum, vertrat eher linke Positionen. DeSantis hatte zu Beginn seiner Karriere Kontakte zum rassistischen rechten Rand. Er setzte sich mithilfe der Stimmen der überwiegend weißen älteren Wähler in den Vororten der Städte und der kubanischstämmigen Hispanics durch. Auch das war ein Votum über Trump: Denn DeSantis hatte den Präsidenten immer wieder öffentlich verteidigt. Der war erst vor wenigen Tagen zur Unterstützung seines loyalen Parteifreundes zu einem Wahlkampfauftritt nach Florida gekommen.

Und in Georgia dürfte sich der Republikaner Brian Kemp gegen die schwarze Abgeordnete Stacey Abrams durchgesetzt haben, eine Parteilinke. Auf sie hatten die Demokraten größte Hoffnungen gesetzt. Die Demokraten werfen Kemp Wahlmanipulationen vor, weil er als Innenminister des Bundesstaats für die Organisation der Wahl verantwortlich war. Sie erkennen das Ergebnis zugunsten Kemps nicht an.

In den sonst eher demokratisch ausgerichteten Ostküstenstaaten Maryland, Massachusetts und Vermont setzten sich die republikanischen Amtsinhaber durch. Besonders aber dürften die Resultate in Ohio und Iowa die Demokraten enttäuschen. In beiden Bundesstaaten, die ebenfalls als battleground states gelten, hatten sie sich Hoffnungen gemacht. Ihre Kandidaten fielen aber recht eindeutig durch - kein gutes Omen für die Präsidentschaftswahl in zwei Jahren.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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