Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Bilder und Politiker haben etwas gemeinsam, das sie vereint und unüberwindlich trennt: Beide kann man hängen lassen. Während die Gemälde von diesem Umstand profitieren, ist ein Politiker in diesem Zustand dem wetterwendischen politischen Schicksal schutzlos ausgeliefert. Die Erfahrung machte vor Kurzem die ehemalige Bundesfamilienministerin Anne Spiegel wegen ihres Umgangs mit der Flutkatastrophe. Die Grünen ließen sie, richtig, ganz schön hängen, die Partei versagte ihr somit die Rückendeckung, was auch wieder den semantischen Weg zurück zu den Bildern ebnet: Die Bilder hängen immer mit dem Rücken zur Wand, müssen sich deshalb aber nie schlecht fühlen, während Politiker, die mit dem Rücken zur Wand stehen, schon bessere Zeiten erlebt haben. Alles in allem dürfte damit hinreichend erklärt sein, warum es ausgediente Bundeskanzler schätzen, wenn sie in die Porträtgalerie des Kanzleramts aufgenommen werden.

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