Globale Erwärmung:2016 war es so warm wie nie

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Zum dritten Mal in Folge erlebt die Erde einen Temperaturrekord. Treibhausgase und Klimawandel gelten als Hauptursache.

Von Marlene Weiss, München

Das Jahr 2016 war das wärmste, seit Wetterdaten aufgezeichnet werden. Die weltweiten Temperaturen lagen nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA und der Nasa um 0,94 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Es ist damit nach 2014 und 2015 das dritte Rekordjahr in Folge. 2016 war noch einmal 0,04 Grad Celsius wärmer als 2015.

Wenige Tage, bevor mit Donald Trump ein US-Präsident sein Amt antritt, der den Klimawandel bezweifelt und das 2015 in Paris vereinbarte internationale Klimaschutzabkommen aufkündigen will, bestätigen diese Daten erneut die Dynamik der globalen Erwärmung. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beträgt der globale Temperaturanstieg sogar fast 1,2 Grad. Das ist nah an der 2015 in Paris vereinbarten Grenze von 1,5 Grad, die möglichst nicht überschritten werden soll.

Zum Teil dürfte die hohe Durchschnittstemperatur auf das ungewöhnlich heftige Klimaphänomen El Niño zurückzuführen sein, das bis zur Jahresmitte die Meeresoberfläche und damit auch die Luft zusätzlich erwärmte. Das hatte Überflutungen, Dürren sowie schwere Korallenbleichen zur Folge. Bis einschließlich August erreichte jeder einzelne Monat des vergangenen Jahres einen neuen globalen Temperaturrekord.

Der Hauptgrund für den ungebremsten Temperaturanstieg ist jedoch eindeutig der Klimawandel - nur etwa zehn Prozent der Abweichung gegenüber den Temperaturen früherer Zeiten sind laut Nasa-Klimaforscher Gavin Schmidt auf El Niño zurückzuführen. Auch nach dem Abflauen des Phänomens blieb die Erde deutlich zu warm. Gegen Ende des Jahres schrumpfte das globale Meereis auf die geringste um diese Zeit jemals gemessene Fläche. "Der langfristige Erwärmungs-Trend ist sehr klar", sagte Schmidt.

Angesichts der neuen Daten erscheint es unmöglich, das internationale 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. "Mir kommt das 1,5-Grad-Ziel schon jetzt ziemlich illusorisch vor", sagt Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. "Die bisherigen Klimaschutzzusagen führen uns eher in Richtung drei Grad, und wir sehen ja in Deutschland, wie schwer selbst diese Verpflichtungen einzuhalten sind." Tatsächlich dürfte die Menschheit nur noch weniger als 200 Milliarden Tonnen CO₂ ausstoßen, wenn die Erwärmung unterhalb von 1,5 Grad bleiben soll. Dieses Budget dürfte beim jetzigen Tempo bis 2021 aufgebraucht sein. Treibhausgase, die danach ausgestoßen werden, müssten aus der Atmosphäre entfernt werden. Ob und in welchem Maßstab das gelingt, ist derzeit fraglich.

Die Temperaturdaten zeigen zudem erneut, dass Klimaforscher mit ihren Berechnungen einigermaßen richtig liegen. Skeptiker des Klimawandels hatten lange auf die vermeintliche Pause oder zumindest Verlangsamung der globalen Oberflächen-Erwärmung verwiesen, die sich Anfang des Jahrtausends abzuzeichnen schien. Davon ist nun nichts mehr zu spüren: "Die neuen Zahlen zeigen, dass dieser Spuk vorbei ist", sagt Marotzke.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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